Gipsputz darf nicht mit jedem Farbsystem gestrichen werden
Gipsputz ist ein mineralischer Wandputz, der stark saugfähig ist. Dadurch beeinflusst er das Raumklima in erheblichem Maße. In vielen Häusern sogar so sehr, dass er bewusst für diesen Zweck eingesetzt wird. Allerdings neigen gerade Laien ohne fachliche Ausbildung dazu, Farbsysteme eher nach dem Preis als nach ihren Eigenschaften auszuwählen. Deshalb werden auch auf Gipsputz häufig Dispersionsfarben verwendet.
Diese verschließen den Putz jedoch teilweise, in ungünstigen Fällen sogar vollständig. Zwar wird man nach dem Streichen von Gipsputz nicht unmittelbar Nachteile bemerken. Mittel- bis langfristig kann allerdings die Schimmelbildung begünstigt werden. Die beliebten Dispersionsfarben verschließen Oberflächen beispielsweise wie eine Versiegelung, sodass die feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften des Gipsputzes nicht mehr genutzt werden können.
Geeignete Farben: Dispersionssilikatfarben mit speziellem Tiefengrund
Auch Reinsilikatfarben sollte man nicht verwenden. Diese verkieseln mit dem Untergrund, was bei Gipsputz ebenfalls notwendig ist. Bei Reinsilikatfarben ist jedoch Wasserglas für das Verkieseln verantwortlich, welches sich wiederum nicht mit Gipsputz verträgt. Es handelt sich bei dem hier enthaltenen Silikat um Kaliumsilikat, auch Kaliwasserglas genannt. Da es zu einer unerwünschten Reaktion zwischen Gipsputz und Silikatfarbe kommt, entstehen Spannungen, die zu Rissen führen.
Dem gegenüber steht die Dispersionssilikatfarbe (nicht zu verwechseln mit Dispersionsfarbe), die auf anorganischen Bindemitteln beruht. Wird ein spezieller Tiefengrund aufgetragen, können Dispersionssilikatfarben auf Gipsputz verwendet werden, denn in den wichtigen Eigenschaften (abgesehen vom Verkieseln) gibt es keine Unterschiede zu Reinsilikatfarben. Das heißt, auch Dispersionssilikatfarben sind wasserdampfdurchlässig.
Alternative zur Dispersionssilikatfarbe auf Gipsputz: Kalkfarbe
Alternativ zu diesen modernen Farben können Sie beim Streichen von Gipsputz auch auf althergebrachte Farben wie zum Beispiel Kalkfarbe zurückgreifen. Dabei handelt es sich nicht nur um einen „gesunden“ Anstrich, Kalkfarbe aus gelöschtem Kalk kann auch jederzeit überstrichen werden. Zudem besitzen Kalkfarben eine hohe Leuchtkraft, die andere Farbsysteme so nicht erreichen. Ein Nachteil ist jedoch, dass Kalkfarben nachdunkeln. Wichtig ist auch die Vorbereitung des Gipsputzes. Denn nach dem Verputzen von Gipsputzen kann sich eine dünne Sinterschicht bilden, die erst entfernt werden muss. Die Entfernung dieser Schicht sollte mechanisch erfolgen, da ein chemisches Fluatieren auf Gipsputz nicht möglich ist. Kalkfarben haften nicht immer gut auf Gipsputzen, daher ist im Einzelfall eine Grundierung sinnvoll.
Beim Streichen von Gipsputzen sind also viele Punkte zu beachten. Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Farben wirklich geeignet sind, sollten Sie unbedingt eine Fachkraft (z.B. in einem Malerbetrieb) zu Rate ziehen.
Bei Gipsputzen ist zu beachten, dass der erforderliche Tiefengrund, wie der Name schon sagt, tief in den Putz einzieht. Die anschließend aufgetragene Dispersionssilikatfarbe verkieselt dann mit dem Tiefengrund, geht also eine chemische Verbindung ein. Das alles führt dazu, dass die Farbe nicht einfach auf dem Putz liegt. Deshalb kann eine solche Farbe auch nicht mehr einfach vom Gipsputz entfernt werden. Vielmehr muss hier dann die oberste Putzschicht abgeschliffen werden. Insbesondere in Mietobjekten sollten Sie das Streichen von Gipsputz daher unbedingt mit Ihrer Vermietung abklären und sich ein schriftliches Einverständnis einholen.