Wandfarben und Putze unterscheiden sich maßgeblich
Das Streichen direkt auf den Grundputz war lange Zeit nicht denkbar. Zuvor wurde meist ein Feinputz aufgetragen, in den noch ein Armierungsvlies oder Netz eingelegt wurde, um feine Risse zu vermeiden, und auch eine glattere Oberflächenstruktur zu erzielen. Oder es kam erst die berühmte Raufasertapete an die Wand. Auch so sind später auftretende Feinrisse des arbeitenden Putzes nicht sichtbar.
Doch immer mehr Menschen gehen dazu über, direkt auf den Grundputz zu streichen. Wollen Sie direkt auf Putz streichen, geht es nicht nur darum, dass die Farbe möglichst gut darauf hält. Es gibt verschiedene Putzprodukte, die auch eine feuchtigkeitsregulierende Aufgabe übernehmen. Würden Sie jetzt mit einer Latex- oder Dispersionsfarbe darüber streichen, könnte die Wand nicht mehr atmen und folglich auch das Raumklima nicht mehr positiv beeinflussen.
Für jeden Putz das geeignete Farbsystem
Auf mineralischen Putzen, wie beispielsweise auf Kalkputz, eigenen sich Silikatfarben hervorragend. Die verkieseln mit dem Putz – vereinfacht erklärt verschmelzen sie dabei mit dem Putz. Auf Gipsputzen hingegen können Silikatfarben nicht verkieseln. Hier eignet sich Dispersionssilikatfarbe am besten. Beide Farbprodukte sind unterschiedlich und haben auch nichts mit Dispersionswandfarbe zu tun.
Aber sie sind atmungsaktiv, sodass der Putz seine feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften nicht verliert. Selbstverständlich können Sie auch Dispersionsfarbe verwenden, jedoch verschließt diese den Putz wie eine Versiegelung. Haben Sie sich für ein entsprechendes Farbsystem entschieden, müssen Sie die physikalischen Attribute des Putzes bewerten. Ist es ein sehr dicht und nicht saugender Putz? Oder sandet der Putz und ist extrem saugfähig?
Saugende, nicht saugende, feste und sandende Putze
Bei einem nicht saugenden Putz müssen Sie vorab einen Haftvermittler auftragen. Auch stark saugender Putz benötigt einen Tiefengrund. Dabei müssen die Grundierungen unterschiedliche Anforderungen erfüllen.
- die Grundierung muss mit der verwendeten Wandfarbe verträglich sein
- die Grundierung muss auch für den jeweiligen Untergrund (zum Beispiel mineralischen Putz) geeignet sein
- verwenden Sie eine möglichst farbneutrale Grundierung, da diese ansonsten durch die Wandfarbe durchschimmern könnte
Ist der Putz stark sandend, können Sie nicht einfach die Grundierung auftragen. Unter diesen Voraussetzungen arbeiten Sie entweder ein Malervlies ein oder tragen alternativ dazu vorab streichfähigen Feinputz auf. Achten Sie ebenso auf alte Farbreste auf dem Putz. Blättert diese Farbe (auch nur teilweise) ab, müssen Sie an den betroffenen Stellen die Altfarbe entfernen. Wie gut oder schlecht alte Wandfarbe auf dem Putz anhaftet, können Sie durch einen einfachen Test feststellen: kleben Sie ein gut haftendes Klebeband auf den gestrichenen Putz und ziehen es dann schnell und ruckartig ab. Findet sich Farbe auf dem Klebeband, wird die Farbe auch beim erneuten Streichen ohne eine Altfarbenentfernung abblättern.
Alter und neuer Putz beim Streichen
Das Streichen auf alten Putz
Darüber hinaus müssen Sie zwischen alten und frischen Putzen differenzieren. Risse und größere Beschädigungen schaben Sie am besten mit einer Spachtel großzügig aus und füllen die entstandenen Löcher mit Reparaturspachtel oder Mörtel. Zusätzlich können Sie Glasfasergewebe (Netz, Vlies) verwenden, um Haarrisse zu verdecken. Achten Sie darauf, dass diese Materialien mit dem Putz und der späteren Wandfarbe zusammenpassen (beispielsweise kein Gipsspachtel auf Kalkputz, wenn mit Silikatfarbe gestrichen werden soll). Ist die Konsistenz des alten Putzes nicht mehr so gut und weist er eine starke Saugfähigkeit auf, streichen Sie einen speziellen Tiefengrund auf, der den Putz im Innern auch festigt.
Das Streichen auf neuen Putz
Zunächst ist bei neuem Putz am allerwichtigsten, dass der Putz wirklich vollständig durchgetrocknet ist. Allerdings gehen moderne Studien in Verbindung mit entsprechenden Messtechniken heute davon aus, dass neuer Putz mindestens fünf Jahre benötigt, um vollständig durchzutrocknen. Natürlich kann ein Haus nicht so lange unbewohnt bleiben. Daher ist beim neuen Putz von Haus aus ein Farbsystem zu empfehlen, welches diffusionsoffen ist – also dem Putz die Möglichkeit bietet, den Feuchtigkeitshaushalt zu regulieren bzw. Feuchtigkeit austrocknen zu lassen. Auf frischen Kalk- und Zementputzen können sich zudem alkalische Rückstände ablagern. Die müssen Sie vorab neutralisieren, wenn Sie wollen, dass Ihre Wandfarbe hält. Das ätzende Fluat (Schutzkleidung!) entfernt diese Rückstände.
Das Streichen von Putz generell
Auf Putz können Sie alle bekannten Malerwerkzeuge verwenden. Auf unebenen Putzflächen verwenden Sie vorzugsweise eine langhaarige Lammflorrolle, da jede Vertiefung mit Farbe ausgefüllt wird. Auf neue Putze streichen Sie kreuzförmig, also auf und ab sowie quer. Ansonsten beachten Sie dieselben Vorbereitungsmaßnahmen, wie zum Beispiel beim grundsätzlichen Streichen auf Wände, also auch auf Tapeten: kleben Sie Türzargen, Kanten und Ecken ab, die nicht gestrichen werden sollen, und legen Sie immer genügend Abdeckfolie aus.
Je nach verwendeter Farbe können Sie eine unterschiedliche Oberflächenbeschaffenheit der Wandfarbe erreichen, die von seidenmatt bis hin zu hochglänzend reicht.
Naturfarben liegen an Wänden im Trend. So zum Beispiel Lachs oder Terracotta, ein dezentes Gelb, Mint- oder Jadegrün oder viele Grautöne. Verwenden Sie Farben auch nach den Anforderungen an einen Raum. Blau eignet sich beispielsweise sehr gut für Büros, da es die Konzentrationsfähigkeit erhöht, Grüntöne vermitteln Wärme und Sicherheit, Rot eine entspannende Wärme.
Im Hausjournal finden Sie zahlreiche weitere Artikel zum Streichen Ihrer Wände. So natürlich auch Anleitungen zum [Streichen einer Raufasertapete].