Chemische und physikalische Stabilität
Der atomare Aufbau von Kalk und Gips unterscheidet sich nur geringfügig:
- Kalk besteht aus Kalzium, Kohlenstoff und Sauerstoff
- Gips besteht aus Kalzium, Schwefel und Sauerstoff
In der Praxis härtet Gips bei Feuchtigkeitszufuhr aus, indem es die Wassermoleküle substanziell „einlagert“. Dieser Prozess endet nie.
Kalk braucht einen gleichmäßigen und stabilen Trocknungsprozess, während dessen das Wasser mittels Diffusion entweicht. Die erreichte Zielhärte ändert sich nicht mehr.
Wenn beide Stoffe aufeinandertreffen beziehungsweise miteinander verarbeitet werden, muss dieser Unterschied angepasst und sich ergänzend eingestellt werden.
Wichtiges Wissen
Gips ist weicher als Kalkputz. Damit wir die allgemein anerkannte Grundregel beim Verputzen, nach außen weicher werdend, nicht eingehalten. Das kann zum Reißen des Oberputzes führen, muss es aber nicht.
Insbesondere die Abbindezeit des Kalkputzes muss optimiert werden. Je nach Gegebenheiten sollte ein ständiges Feuchthalten über die vom Hersteller angegebene Zeitspanne gewährleistet sein. Das häufig empfohlene Kasein als Grundierung ist nicht geeignet, da es sich in Wasser löst. Beim Befeuchtungsbedarf kann das dazu führen, dass der Putz nicht hält.
Grundlegende Arbeitsschritte
Wenn Kalkputz auf Gipsputz aufgebracht wird, sind folgende Arbeitsschritte unverzichtbar:
- Gips „entstauben“
- Glatte Oberfläche anrauen
- Gips gründlich einnässen
- Haftbrücke, gegebenenfalls einfachen Vorspritz, aufbringen
- Mindestschichtdicke von etwa zehn Millimetern beachten
- Abbindezeit durch Befeuchten „steuern“
Beim selber machen der Verputzarbeiten sollte eine exakte Vorrecherche bezüglich der Abbindezeit erfolgen oder ein vorgemischtes Produkt mit Herstellerangabe verwendet werden.
Welcher Innenputz der Beste ist, hängt von den baulichen Gegebenheiten und dem persönlichen Anspruch ab. Kalkputz verhindert Schimmel, der sich auf Gips bilden kann. Die raumklimatische Wirkung von Kalkputz ist stärker als die von Gips.