Kalkputz richtig verarbeiten: So geht’s
Die Verarbeitung von Kalkputz erfordert sorgfältiges Arbeiten in mehreren Schritten. Hier erfahren Sie, wie Sie Kalkputz korrekt auftragen und die Oberfläche nach Ihren Wünschen gestalten.
Vorbereitung des Arbeitsbereichs
Bevor Sie beginnen, sorgen Sie dafür, dass der Raum gut gelüftet ist und keine direkte Sonneneinstrahlung oder Zugluft auf den frischen Putz trifft. Die Verarbeitungstemperatur sollte zwischen +5 °C und +30 °C liegen, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Vorbereitung des Untergrunds
Um eine optimale Haftung des Kalkputzes zu gewährleisten, müssen Sie den Untergrund gründlich vorbereiten. Hierbei gilt es, auf die Beschaffenheit des Untergrunds sowie auf Umgebungsbedingungen zu achten.
- Reinigung: Entfernen Sie zunächst alle losen Teile, Staub und Schmutz von der Fläche. Alte Farbreste, Öle, Fette und filmbildende Materialien wie Lacke und Trennmittel müssen entfernt werden.
- Prüfung des Untergrundes: Der Untergrund sollte fest, tragfähig und trocken sein. Überprüfen Sie ihn auf Eignung und Festigkeit. Rauen Sie glatte Oberflächen auf und behandeln Sie nicht saugfähige Materialien wie Beton mit einem speziellen Haftvermittler.
- Vorbehandlung: Für stark saugende Untergründe empfiehlt sich eine Vorbehandlung mit einem Tiefengrund. Dies verhindert, dass der Kalkputz zu schnell Feuchtigkeit verliert und aufbrennt.
- Temperaturbedingungen: Die Verarbeitungstemperatur des Untergrunds sollte zwischen +5 °C und +30 °C liegen. Vermeiden Sie extreme Temperaturschwankungen während der Vorbehandlung und der anschließenden Trocknungsphasen.
- Mischmaterialien: Bei Mischmauerwerk oder Untergründen, die aus verschiedenen Materialien bestehen, sollten Sie im Übergangsbereich ein Armierungsgewebe einarbeiten, um Rissbildungen vorzubeugen.
Diese Schritte stellen sicher, dass der Kalkputz dauerhaft und stabil haften kann, wodurch die Haltbarkeit und das Endergebnis deutlich verbessert werden.
Kalkputz anmischen
Um eine gleichmäßig homogene und klumpenfreie Putzmasse zu erhalten, sollten Sie Kalkputz sorgfältig anmischen. Befolgen Sie dabei die folgenden Schritte:
- Sauberen Behälter verwenden: Nehmen Sie einen sauberen Mörtelkübel, um Verunreinigungen zu vermeiden, die die Qualität des Kalkputzes beeinträchtigen könnten.
- Wasser einfüllen: Geben Sie die vorgegebene Menge sauberes Wasser in den Kübel. Die exakte Wassermenge entnehmen Sie den Herstellerangaben auf dem Sack des Kalkputzes oder dem Technischen Merkblatt.
- Kalkputzpulver einstreuen: Streuen Sie das Kalkputzpulver langsam in das Wasser, um eine klumpenfreie Mischung zu gewährleisten.
- Rühren: Verwenden Sie ein elektrisches Rührwerk oder einen Rührquirl-Aufsatz für Ihre Bohrmaschine. Mischen Sie die Masse etwa zwei bis drei Minuten lang, bis eine homogene und geschmeidige Konsistenz erreicht ist. Achten Sie darauf, dass keine Klümpchen verbleiben.
- Reifezeit einhalten: Lassen Sie die angerührte Masse einige Minuten ruhen, damit sie sich setzen und eventuelle Luftblasen entweichen können. Dies trägt zur Verbesserung der Verarbeitungsqualität bei.
- Letzter Check: Rühren Sie die Mischung kurz vor der Anwendung noch einmal auf. Diese abschließende Durchmischung stellt sicher, dass der Putz seine ideale Konsistenz beibehält.
Diese sorgfältige Anmischung gewährleistet, dass der Kalkputz optimal verarbeitet werden kann und später keine Risse oder Haftungsprobleme auftreten.
Kalkputz auftragen
Um eine optimale Haftung und glatte Oberflächenstruktur zu erzielen, tragen Sie den Kalkputz in mehreren Schichten auf. Beginnen Sie mit dem Unterputz, der in einer Schichtstärke von 10 bis 20 mm aufgebracht wird. Verwenden Sie dazu eine rostfreie Glättkelle und tragen Sie den Putz in gleichmäßigen Bewegungen auf den vorbereiteten Untergrund auf. Ein sorgfältiges Abziehen mit einer Kartätsche hilft, die Schicht lot- und fluchtgerecht zu glätten.
Falls größere Putzstärken erforderlich sind, tragen Sie den Unterputz in mehreren Lagen auf, wobei jede Schicht vollständig trocknen muss, bevor die nächste aufgetragen wird. Dies verhindert Rissbildungen und sorgt für eine stabile Putzfläche. Sobald der Unterputz ausreichend getrocknet ist, tragen Sie den Oberputz in einer dünneren Schicht von etwa 3 bis 5 mm Dicke auf. Verwenden Sie erneut eine rostfreie Glättkelle, um den Putz gleichmäßig zu verteilen. Für eine feinere Oberflächenstruktur bearbeiten Sie den Putz nach dem Anziehen (etwa 15 bis 30 Minuten) mit einem angefeuchteten Filzbrett oder Schwamm. Arbeiten Sie in kreisenden Bewegungen, um die gewünschte Textur zu erzeugen.
Achten Sie während der gesamten Verarbeitungsprozesse auf eine gute Belüftung, vermeiden Sie jedoch Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung auf den frischen Putz, um eine gleichmäßige Trocknung sicherzustellen.
Armierungsgewebe einarbeiten (optional)
In Bereichen mit erhöhtem Rissrisiko, wie z.B. bei Mischmauerwerk, Ecken von Türen und Fenstern, ist die Einarbeitung von Armierungsgewebe empfehlenswert. Gehen Sie dabei folgendermaßen vor:
- Schneiden Sie das Armierungsgewebe bahnweise zu und platzieren Sie es im oberen Drittel der frischen Putzlage. Achten Sie darauf, dass das Gewebe gut gespannt und faltenfrei ist.
- Drücken Sie das Gewebe mithilfe einer Zahnkelle oder der gezahnten Seite einer Glättkelle gleichmäßig in den weichen Kalkputz, sodass es vollständig eingebettet ist und nicht mehr sichtbar wird.
- Bei erhöhtem Risiko oder im Übergangsbereich von verschiedenen Materialien empfiehlt sich eine vollflächige Gewebeeinlage.
- Für zusätzliche Stabilität an Fenster- und Türöffnungen schneiden Sie rechteckige Stücke (ca. 20 x 30 cm) aus Armierungsgewebe zu. Diese werden diagonal in einem 45-Grad-Winkel zur Ecke in den Putz gedrückt.
- Stellen Sie sicher, dass die Bahnen des Gewebes mindestens 10 cm überlappen, um eine durchgängige Abdeckung zu gewährleisten.
So verhindern Sie Spannungsrisse und erhöhen die Langlebigkeit und Stabilität der Putzschicht.
Trocknungszeiten einhalten
Die Einhaltung der Trocknungszeiten ist entscheidend, um Rissbildung und andere Mängel zu vermeiden. Kalkputz benötigt für jeden Millimeter Schichtdicke mindestens einen Tag Trocknungszeit. Dies bedeutet, dass beispielsweise eine 10 mm dicke Putzschicht etwa 10 Tage für die vollständige Trocknung benötigt.
Achten Sie während der Trocknungsphase auf folgende Bedingungen:
- Ausreichende Belüftung: Sorgen Sie für eine gute Luftzirkulation im Raum. Durch regelmäßiges Stoßlüften kann die Feuchtigkeit aus dem Raum entweichen. Vermeiden Sie jedoch Zugluft, da diese Risse verursachen kann.
- Schutz vor extremen Bedingungen: Schützen Sie den frischen Putz vor direkter Sonneneinstrahlung und starkem Wind. Diese könnten den Putz zu schnell trocknen lassen und das Risiko des Aufbrennens erhöhen.
- Angepasste Temperatur: Die Umgebungstemperatur sollte idealerweise zwischen +10 °C und +30 °C liegen. Temperaturen unter +10 °C verlängern die Trocknungszeit erheblich und können den Aushärtungsprozess beeinträchtigen. Bei Temperaturen unter +5 °C sollten keine Putzarbeiten durchgeführt werden.
Bei ungünstigen Wetterbedingungen oder sehr trockener Luft kann es notwendig sein, den Putz während der Trocknungszeit leicht anzufeuchten, um ein gleichmäßiges Aushärten zu gewährleisten. Verwenden Sie dazu einfach eine feine Sprühflasche und benetzen Sie die Oberfläche des Putzes leicht.
Oberputz auftragen und filzen
- Oberputz auftragen: Nachdem der Unterputz vollständig getrocknet ist, tragen Sie den Oberputz gleichmäßig in einer Schichtstärke von 3 bis 5 mm auf. Nutzen Sie hierfür eine Kelle und ziehen Sie den Putz anschließend mit einem Flächenspachtel glatt.
- Filzarbeiten vorbereiten: Lassen Sie den Oberputz etwa 15 bis 30 Minuten anziehen. Einen geeigneten Zeitpunkt zum Filzen erkennen Sie daran, dass die Oberfläche auf leichten Druck mit dem Daumen nicht mehr nachgibt und sich kühl anfühlt.
- Filzen durchführen: Feuchten Sie ein Filzbrett oder Schwammbrett leicht an und fahren Sie in kreisenden Bewegungen über die Putzfläche. Arbeiten Sie zügig, um eine gleichmäßige und kantenlose Oberfläche zu erzielen. Falls der Putz dabei schmiert, warten Sie noch ein wenig, bevor Sie fortfahren.
- Überprüfung der Gleichmäßigkeit: Für ein optimales Ergebnis stellen Sie einen Baustrahler seitlich auf. Das Streiflicht macht Unebenheiten durch Schatten sichtbar, sodass nachgearbeitet werden kann. Reinigen Sie das Filzbrett regelmäßig mit klarem Wasser, um ein gleichmäßiges Finish zu gewährleisten.
Diese Schritte helfen Ihnen dabei, eine glatte und gleichmäßige Putzoberfläche zu erstellen, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch funktional ist.
Verschiedene Möglichkeiten der Oberflächenbearbeitung
Die Oberflächenbearbeitung von Kalkputz bietet Ihnen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten:
- Glätten mit einer Glättkelle: Verwenden Sie eine Glättkelle für eine glatte und ebene Oberfläche.
- Strukturierung mit Bürsten oder Schwämmen: Um dem Putz eine individuelle Struktur zu verleihen, können Sie Werkzeuge wie Bürsten oder Schwämme einsetzen. Dies verleiht der Wand eine einzigartige Optik.
- Kratzputz-Technik: Mit einem Kratzputz-Werkzeugen können Sie eine grob strukturierte, rustikale Oberfläche erzeugen.
- Gestaltung mit Schablonen: Schablonen ermöglichen präzise Muster oder Designs in der Putzoberfläche.
- Oberflächenaufrauung mit Straßenbesen: Nach leichtem Antrocknen kann ein Straßenbesen verwendet werden, um die Oberfläche aufzurauen.
- Verwendung von Pigmenten und Additiven: Pigmente und dekorative Additive können den Kalkputz individualisieren und farblich an Ihre Raumgestaltung anpassen.
Durch die Auswahl und Kombination dieser Techniken lassen sich vielfältige und individuelle Oberflächen gestalten.
Zusätzliche Tipps für die Verarbeitung von Kalkputz
Um die besten Ergebnisse bei der Verarbeitung von Kalkputz zu erzielen, sind folgende zusätzliche Hinweise hilfreich:
- Vorbehandlung von stark saugenden Untergründen: Tragen Sie einen Tiefengrund auf, um zu verhindern, dass der Kalkputz zu schnell die Feuchtigkeit verliert. Dies schützt vor einem unzureichenden Abbinden.
- Vermeiden von zu schnellem Trocknen: Besonders bei warmem Wetter kann es notwendig sein, den frischen Putz durch gelegentliches Einsprühen mit Wasser vor zu schnellem Trocknen zu bewahren.
- Schutz vor Witterungseinflüssen: Kalkputz im Außenbereich sollte mindestens in den ersten Tagen vor Regen und starkem Wind geschützt werden.
- Vermeiden von Mischfehlern: Mischen Sie nur die Menge an Kalkputz an, die Sie zügig verarbeiten können.
- Sinterschicht vermeiden: Um die Entstehung einer dichten, glasigen Oberfläche zu verhindern, sollten Sie die Oberfläche des frischen Putzes rechtzeitig nachbearbeiten.
- Einsatz von Streiflicht: Beim Filzen der Oberfläche kann ein seitlich aufgestellter Baustrahler helfen, Unregelmäßigkeiten zu erkennen.
- Geeignete Wandfarbe: Nutzen Sie atmungsaktive Wandfarben, um die positiven Eigenschaften des Kalkputzes nicht zu beeinträchtigen.
Mit diesen zusätzlichen Tipps können Sie sicherstellen, dass Ihr Kalkputz nicht nur ansprechend aussieht, sondern auch langlebig und funktionell bleibt.