Wann und warum ist ein Kellenschnitt im Fachwerk notwendig?
Wenn die Gefache in Fachwerk gefüllt werden, erhalten sie meist innen und außen einen abschließenden Oberputz. In jeder Ausfachung stoßen Holz und mineralischer Putz direkt aneinander. Die beiden Baustoffe bringen einige physikalische Eigenschaften mit, die nicht miteinander harmonieren:
1. Holz bewegt sich, quillt und schwindet und kann Putz zum Platzen und Reißen bringen
2. Feuchter Putz schwindet beim Abbinden und Trocknen und erzeugt Sperrfugen
3. Die Anschlussfuge verbessert das Abtrocknen feucht gewordener Holzoberflächen
Wie wird ein Kellenschnitt im Fachwerk ausgeführt?
Wenn ein Gefach seinen Oberputz erhalten hat oder einen Spritzbewurf als gestalterisches Mittel die Ausfachungen bedeckt, wird das Gefüge mit dem Kellenschnitt versehen. Der noch nicht abgebundene, getrocknete und hart gewordene Putz wird an allen Seiten des Gefachs (Dreieck, Rechteck, Vieleck) an den Anschlüssen zum Holzgebälk ausgeführt. Mit einem schmalen Werkzeug werden die Fugen bis auf den Grund der Putzschicht senkrecht eingeschnitten. Anders als bei Mauerwerk muss beim Fachwerk verputzen die Trennfuge ohne nachträgliche Kaschierung offenbleiben.
Welches Werkzeug für einen Kellenschnitt im Fachwerk?
Das die Bezeichnung des Kellenschnitts bereits ein Werkzeug beinhaltet, heißt nicht, dass er zwingend mit einer Kelle ausgeführt werden muss. Im Prinzip sind alle Werkzeug mit einer ausreichend langen und starren Klinge wie Cutter und Messer nutzbar. Im gewerblichen Bereich werden auch Spezialwerkzeuge wie Räkel und Stucksägen verwendet.
Kann ein Kellenschnitt in Fachwerk nachträglich erfolgen?
Wenn im Fachwerk Gefache auszubessern sind, liegt das oft am fehlenden Kellenschnitt. Ob diese Entkoppelung nachträglich erfolgen kann, muss im Einzelfall ausprobiert werden. Im Normalfall besteht der Oberputz aus Kalk und Unterputz und sonstige Ausfachung aus Lehm. Lehm ist wasserlöslich und wird an Rändern wieder weich, wenn ausreichend Wasser beispielsweise mit einer Spritze appliziert wird. Die Schicht des Kalkoberputzes kann je nach Konsistenz und Zustand mechanisch „aufgemeißelt“ werden, um den Lehm freizulegen. Ein Dremel mit passendem Aufsatz hilft.
Wie wird aus dem Kellenschnitt im Fachwerk ein Keilschnitt?
Als dekorativer verputzt werden Gefache wahrgenommen, wenn der Putz an den Seiten im 45-Grad-Winkel angefast beziehungsweise angeschrägt wird. Die Abschrägung kann mit dem Kellenschnittwerkzeug mehr oder weniger einfach eingedrückt und frei modelliert werden.