Kriterien zur Entscheidungsfindung
Vor dem Verputzen stellt sich oft die Frage, ob ein Glatt- oder Rauputz gewählt werden soll. Als Außenputz an der Fassade ist ein Kratzputz weit verbreitet. Im Innenbereich kommt neben den optischen Kriterien eine praktische Überlegung hinzu. Grober Kratzputz „kratzt“ und kann beim Streifen durch Personen Schürfungen auf der Haut verursachen.
Ein Kratzputz kratzt stärker als ein Scheibenputz. Bei der Gestaltung der strukturierten Oberfläche entwickelt der Scheibenputz geringeres Schürfrisiko. Dieses Argument kann insbesondere in stark frequentierten Räumlichkeiten wie Treppenaufgängen und bei Kindern als Haushaltsangehörige eine große Rolle spielen. Oft wird ein durch Filzen glatter Kalkputz oder Lehmputz aus diesen Gründen an Innenwänden vorgezogen.
Bauphysikalische Vorteile von aufgerauter Oberflächenstruktur
Mineralische Putze entwickeln beim Austrocknen und Abbinden an der Oberfläche eine sogenannte Sinterschicht. Diese erzeugt eine Oberflächenspannung, die im Innen- und noch stärker im Außenputz Risse erzeugen kann. Das ist in der bildlichen Vorstellung mit der Oberflächenspannung von Wasser vergleichbar.
Beim Kratzputz wird diese Sinterschicht „aufgelöst“ und damit die Anfälligkeit auf Risse deutlich reduziert. Der Scheibenputz hat diese Eigenschaft in vermindertem Maße auch. Soll Innenputz geglättet werden, ist es ratsam, immer eine leicht raue Struktur „stehen zu lassen“. Folgende Fragen helfen, die beste Entscheidung zu treffen:
- Befindet sich der Putz außerhalb der Berührungszonen durch Menschen (außen)?
- Gehören Kinder zum Haushalt, die sich an Innenwänden verletzen können?
- Neigt das ästhetische Empfinden eher zu glatteren oder raueren Oberflächen?
- Soll der Außenputz eingefärbt oder gestrichen werden?
- Ist ein eher gleichmäßiges Strukturbild (Kratzputz) oder eine abwechselnde Optik (Scheibenputz) erwünscht?