Fugen nur entlang ihren Rändern abdichten
Wer vom Abdichten von L-Steinen hört, denkt schnell, er kann von innen Folien, Bitumen oder andere großflächige Dichtmaterialien einlegen und dann das Füllmittel aufschütten. Dieses Vorgehen setzt allerdings die gesamte statische Berechnung ins Risiko und kann im Extremfall bis zum Brechen und Einstürzen der L-Stein-Konstruktion führen. Die physikalische Erklärung ist mathematischer und theoretischer Natur.
Um dieses Risiko zu minimieren beziehungsweise auszuschließen, sollte an den Fugen das Abdichtmaterial in Bändern entlanggeführt werden, die höchstens zehn Zentimeter überstehen. Dann bleibt der Prozentsatz der bedeckten Betonfläche bei etwa zehn Prozent.
Die statische Bedeutung des Wandreibungswinkels
Beim Abdichten und Verschließen der Fugen dürfen keine vollflächigen Materialien von innen an den L-Steinen aufgebracht werden. Das hat einen geophysikalischen Grund. Wenn sogenannter Erddruck auf eine Bauwerksfläche wirkt, muss der statische Druck beziehungsweise die Krafteinwirkung berechnet werden. Dafür wird der besagte Wandreibungswinkel angenommen.
Aus dieser Rechnung unter Berücksichtigung des zutreffenden Lastfalls ergibt sich die Haltefähigkeit des Bauelements, in diesem Fall ein L-Stein, gegenüber der Beanspruchung. Daraus folgert die Einbindetiefe und die erforderliche Dimensionierung. Als mathematischer Hilfswert wird dazu ein imaginärer Wandreibungswinkel zugrunde gelegt. Wenn der Beton innen vollständig von einer glatten und glitschige Oberfläche wie durch Bitumen oder Teichfolie bedeckt ist, kann dieser Wandreibungswinkel nicht mehr zutreffen.
In diesem Fall verfälschen sich die statische Berechnung und die Belastungsfähigkeit der Mauer aus L-Steinen kann überschätzt werden. Weniger theoretisch ausgedrückt lässt sich vorstellen, dass drückendes Erdreich sich auf einem glatten Untergrund leichter bewegt und „abrutschen“ kann.