Das Kanalgrundrohr (KG Rohr)
Das sogenannte KG Rohr verbindet die Abwasserleitungen des Hauses mit dem öffentlichen Kanalsystem. Diese Rohre erkennt man eindeutig an ihrer Farbe – sie sind die einzigen Rohre, die orange-braun gefärbt sind. Sie dürfen nur im Außenbereich verwendet werden und hier auch nur unterirdisch.
Zum Unterschied von sogenannten Hochtemperaturrohren (HT Rohr) sind KG Rohre nicht temperaturbeständig. Bei einer zu hohen Abwassertemperatur würden sich handelsübliche KG Rohre verformen. Sie würden bereits bei einer Abwassertemperatur von rund 65°C ausgasen, und bei einem Brand außerdem giftige Gase freisetzen. Im Hausinneren dürfen sie aus diesem Grund keinesfalls verwendet werden, auch wenn man ihnen ihre Eigenschaften auf den ersten Blick nicht ansieht – die Farbe des Rohres ist hier das Kriterium das zählt.
Rohre für den Außenbereich sind immer orange-braun und nicht temperaturbeständig, Rohre für den Innenbereich sind temperaturbeständig und grau gefärbt.
Materialien, aus denen KG Rohre bestehen können
In der Standardausführung bestehen KG Rohre aus dem sogenannten PVC-U – einem besonders harten Polyvinylchlorid. Das Maß für die Härte ist hier die sogenannte Ringsteifigkeit, üblich sind Ringsteifigkeitswerte (SN) von 4, es gibt aber auch Rohre mit SN8, die entsprechend härter sind und entweder aus einem kerngeschäumten Inneren bestehen oder aus massivem Material mit entsprechend höherer Wandstärke.
Das PP Rohr ist dagegen eine sehr hoch belastbare Variante des KG Rohres. PP Rohre haben von vornherein einen Ringsteifigkeitswert von SN10. Auch sie sind meist orange, können aber auch grün ausgeführt sein. Es gibt sie in unterschiedlichen Ausführungen und durch die Kombination mit wechselnder Menge an PVC-U auch in verschiedenen Ringsteifigkeiten.
Übliche Maße von KG Rohren
Die sogenannten Nenndurchmesser liegen bei KG Rohren zwischen 100 und 500 Millimeter, die Längen sind variabel von 0,5 bis 5 Meter. Der Nenndurchmesser wird an den Produkten mit DN abgekürzt.
Wichtige Verlegungsnormen
Nach der EN 752-4 müssen KG Rohre in einem Mindestgefälle verbaut sein, das so groß sein muss, dass sich täglich mindestens eine Fließgeschwindigkeit von 0,7 m/s einstellt, bei kleineren Nenndurchmessern unterhalb von DN 300 muss das Gefälle dagegen mindestens 1:DN betragen.
Im Hausinneren gelten dagegen nach der DIN 1986-100 pauschal 0,5 cm/m.
Vorteile von PP Rohren
Für PE-Rohre und PP Rohre spricht bei Kanalgrundrohren vor allem die hohe Rissbeständigkeit bei gleichzeitig sehr geringem Gewicht, die einfache Verbindungstechnik und der wesentlich günstigere Preis bei der Herstellung. Neben den hohen Ringsteifigkeiten verfügen PE und PP Rohre dabei gleichzeitig über eine grundlegende Flexibilität, die es ihnen möglich macht, auch gut an leichte Unebenheiten anzupassen. Rohre aus PE, PEX und PP sind auch sehr beständig gegen aggressive Stoffe, wie Öle, Laugen und Säuren und verhindern durch ihre sehr glatte Oberfläche wirkungsvoll Ablagerungen auf der Rohrinnenseite. PP Rohre weisen dabei die höchste Temperaturbeständigkeit auf.
Für PP Rohre sprechen vor allem die hohe Temperaturbeständigkeit und die hohe Haltbarkeit.
Einfache Verbindung von PP Rohren
Üblicherweise kommen im Rohrleitungsbau Steckverbindungen zum Einsatz und sogenannte Steckmuffen. PE und PP Rohre können dagegen auch geschweißt werden. Das stellt einen wesentlichen Vorteil dar, da auf diese Art und Weise Schwachstellen, die eventuell undicht werden könnten, vollständig vermieden werden können.
Auch für die Umwelt gefährliches Schmutzwasser kann so sicher und verlässlich daran gehindert werden, über undichte Rohrleitungen in den Boden und damit in das Grundwasser zu gelangen.
Auch die Haltbarkeit und Rissanfälligkeit des Rohrs wird durch eine solche stoffschlüssige Verbindung deutlich erhöht.
Das Verschweißen von Rohrleitungen bietet wichtige Vorteile gegenüber den sonst üblichen Steckverbindungen
Möglichkeiten zum Schweißen von PP Rohren
Das Verschweißen von PP Rohren muss mit einer besonderen Schweißtechnik sehr sorgfältig ausgeführt werden. Zum Einsatz kommt hier ein sogenannter Schweißspiegel, eine aufgeheizte Metallplatte, die die Rohrenden erwärmt und in einen zähen Zustand versetzt. Werden die beiden Rohrenden dann zusammengepresst, verbinden sie sich dauerhaft und stabil an dieser Schweißstelle miteinander.
Ist jedoch eine kraftschlüssige Verbindung gewünscht, kommt die Heizwendel-Schweißmuffe zum Einsatz. In diese Muffe werden die beiden Rohrenden eingeführt und kontrolliert erwärmt, bis sie sich miteinander verbinden.
Daneben stehen aber auch noch sogenannte Klemmfittings zur Verfügung, die PE und PP Rohre ohne Erwärmung sicher und dicht miteinander verbinden können, dabei aber nicht den Vorteil einer stoffschlüsigen Verbindung haben.
Das Verschweißen muss unbedingt fachgerecht und gekonnt ausgeführt werden, ansonsten drohen Materialschwächen und Bruch- oder Rissgefahr!
Für mehr Sicherheit und Haltbarkeit beim Haus-Abwasseranschluss an das Kanalsystem sorgen also PE und PP Rohre, die eine höhere Ringsteifigkeit, Temperaturfestigkeit und Rissfestigkeit bieten.
Die Lebensdauer eines PP-Rohres
Weil PP Rohre häufig als Druckrohrleitungen eingesetzt werden, ist vor allem ihre Widerstandsfähigkeit, aber eben auch ihre Lebensdauer eine wichtiges Maß für ihre Tauglichkeit im täglichen Einsatz gegen Langzeitbelastungen. Im Normalfall wird ein solches Druckrohrsystem auf eine Lebensdauer von 50 Jahren ausgelegt, künftig soll die Lebensdauer solcher Systeme aber möglichst bei hundert Jahren liegen.
Da eine so lange Lebensdauer nur schwer beobachtet und statistisch ausgewertet werden kann, müssen entsprechend verlässliche Vorhersagemethoden eingesetzt werden. In der Materialforschung verwendet man dafür den sogenannten Zeitstandinnendruckversuch. Die Ermittlung der Lebensdauer erfolgt hier über eine Beurteilung der Standzeiten der Rohre bei jeweils unterschiedlichem Druck und unterschiedlicher Temperatur. Die Ergebnisse dieser Versuchsreihen ermöglichen dann, rechnerisch sehr exakt die Lebensdauer hochzurechnen.