Veränderte Anforderungen und fortschrittliche Putze
Insbesondere die veränderte Situation bei der Wärmedämmung, aber auch die grundsätzliche fortschrittliche Entwicklung hat zu umfassenden Putzarten und Putzsystemen geführt. Zunächst erfolgt daher eine Unterscheidung nach Trockenputzen und Nassputzen. Bei Trockenputzen handelt es sich um entsprechende Platten oder Formbauteile, die verwendet werden. Dieser Ratgeber befasst sich mit den weitläufig verwendeten Nassputzen.
Unterscheidung der Putze nach verschiedenen Kriterien
Die Unterscheidung von Putzen ist auch deshalb so schwierig, weil diese auch nach unterschiedlichen Kriterien differenziert werden:
- nach der Art des Bindemittels
- nach Zuschlägen
- nach Funktion
- nach Art der Verwendung
- nach technischer Verarbeitung
- nach Art der zu erreichenden Oberfläche
Daher fallen Putze auch in verschiedene DIN Normen. Besonders wichtig sind die deutsche DIN V 18550 sowie die europaweite DIN EN 13279. Inzwischen werden auch Kunstharzputze nach DIN 18558 Teil 1 sehr häufig eingesetzt.
Putzarten nach Art des Zuschlags
Sehr weit verbreitet ist die Unterscheidung nach den verschiedenen Bindemitteln. Diese werden in die folgenden drei Gruppen unterteilt:
- organische Putze mit beispielsweise Kunstharz oder Gips als Bindemittel
- mineralische anorganische Putze mit beispielsweise Silikat, Kalk, Zement, aber auch Lehm
Ausführliche Informationen zu konkreten organischen und Mineralputzen erhalten Sie im weiteren Verlauf des Ratgebers.
Putze nach Art des Zuschlags
Über Zuschläge können verschiedene (zusätzliche) Eigenschaften eingestellt werden. Zug- und Druckfestigkeit, Farbgebung, eine etwaige Armierung oder eine gewünschte Strukturbildung kann so eingestellt werden. In den letzten Jahren wurde auch die Wärmeleitfähigkeit immer wichtiger. Aber auch die Beständigkeit gegen Moose und Algen (vornehmlich bei Außenputzen) kann eingestellt werden (Silikatputze). Unterscheidung der Zuschläge:
- organische Zuschläge wie Glasfasern oder Stroh
- mineralische Zuschläge wie Gesteinsmehl (beispielsweise Marmormehl), Quarzsand, Kies, Ziegelmehl
- Leichtzuschläge wie Schaumglas und Blähton, Vermiculite oder EPS
- Additive
- Vergütungen/Veredelungen wie Kunststoffgranulat
Unterscheidung nach Funktion
Sockelputze nutzen Zement als Bindemittel und sind, wie es der Name schon andeutet, im Sockelbereich und rund um den Keller verbreitet. Mehrschichtiger Putz kann aus Haftvermittler, Putzgrund, Putzarmierung und Oberputz (auch Edelputz) bestehen. Das ist auch so bei einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS). Es wird ein Putzgrund mit Armierung auf den Wärmedämmplatten hergestellt, es folgt der Oberputz. Armierungsputze sind wenig druckfest, dafür aber zugfest, bei herkömmlichen Ober- und Edelputzen ist es genau umgekehrt.
Darüber hinaus gibt es im Kellerbereich noch Opferputze (die beispielsweise eingebrachte Salze aufnehmen), Sanierputz, Sperrputz zum Abdichten, Feuchtigkeitsspeicherputze (beispielsweise Lehm- oder Gipsputze), dann natürlich Außenputze (Fassadenputz und Putz für WDVS) sowie Innenputze. Als herkömmlicher Fassadenputz (ohne WDVS) kommt häufig Silkatputz zum Einsatz.
Putze nach Verwendung (Oberflächenstruktur, Beschaffenheit)
Zu erwähnen wären Mosaikputz, Rauputz, Kratzputz, Strukturputz, Rapputz usw.
Unterscheidung nach technischer Verarbeitung und Oberflächengestaltung
Hier wird vor allem die Verarbeitungstechnik berücksichtigt, also Reibeputz, Glattputz, Filzputz, Rollputz (69,80 € bei Amazon*) oder Streichputz beschreiben die Verarbeitung; Modellierputz, Rustikalputz, Natursteinputz, Kratzputz usw., die entstandene Oberflächenstruktur, die auch mit dem verwendeten Putz korreliert.
Mineralische und organische Putze
Abschließend wollen wir noch einmal die Unterscheidungen mineralische, organische und Leichtputze genauer beleuchten mit Beispielen und typischen Einsatzgebieten.
Gipsputze (organisch) und Lehmputze (mineralisch)
Gipsputze und Lehmputze nehmen eine Sonderposition ein. Diese Putze nehmen Feuchtigkeit sehr stark auf, weshalb sie als Außenputz in der Regel nicht infrage kommen. Einzig bei historischen Gebäuden im Rahmen der Denkmalpflege werden diese Putze eventuell außen eingesetzt.
Als Innenputz sind sie dagegen sehr geschätzt, da sie die Feuchte auch schadlos wieder abgeben. Sie regulieren also die Luftfeuchte. Gipsputze werden im herkömmlichen Hausbau eingesetzt, Lehmputze dagegen eher bei Bauprojekten im ökologischen Fokus oder bei historischen Gebäuden.
Kunstharzputze (organisch)
Kunstharz, also Kunststoff, ist in der Regel als Dispersion enthalten und verleiht dem Putz hochwertige Eigenschaften. Daher werden Kunstharzputze inzwischen sehr häufig als Außenputz eingesetzt. Diese Putze bilden eine elastische Oberfläche, Wasser kann nicht eindringen, sie sind aber auch weitgehend nicht diffusionsoffen, was ein Nachteil sein kann. Kunstharzputze haften sehr gut auf verschiedenen Untergründen und können auch relativ dünn aufgetragen werden.
Mineralische Putze
Mineralputze waren noch bis ins neue Jahrtausend hinein die wichtigsten Putze mit Zement und Kalk als Bindemittel. Zementputze (häufig als Sockelputz) wird hart und spröde, ist daher rissgefährdet. Kalkputze dagegen ist stark diffusionsoffen, geben die Feuchte aber auch schadlos wieder ab. Jedoch sind sie an stark bewitterten Fassaden daher eher ungeeignet. Häufig werden als Kompromiss Kalkzementputze verwendet. Luftkalkputze und hydraulische Kalkputze werden im Innenbereich verwendet, hochhydraulische Kalkputze dagegen außen.
Weitere Putze, die Vorteile von mineralischen und organischen Putzen vereinen
Sie sehen, jeder Putz hat Vor- und Nachteile. Daher werden die verschiedenen Stoffe neuerdings auch gerne gemischt. Silikatputz zum Beispiel reagiert chemisch, er verkieselt (Wasserglas zusammen mit einer Kunstharzdispersion). Hochmodern sind Silikonharzputze, die aus einer Polymerdispersion sowie einer Silikonharzemulsion bestehen. Diese Putze sind als Außenputz von außen nach innen wasserdicht, von innen nach außen aber diffusionsoffen, also wasserdampfdurchlässig.
Putze an WDVS-Fassaden
Eine besondere Rolle nehmen auch Putze an WDVS-Fassaden ein. Der Putzgrund muss elastisch sein, also Spannungen verteilen, was eine hohe Zugfestigkeit voraussetzt. Daher wird eine spezielle Putzarmierung mit Glasfasermatten verwendet. Darauf kommt dann der eigentliche Oberflächenputz. Da dieser alkalisch ist, müssen geeignete Glasfasermatten verwendet werden. Eine ausführliche Anleitung für den Aufbau einer WDVS-Armierung erhalten Sie hier.
Putze als Innen- und Außenputze
Es ist zu umfassend, hier alle Putze aufzuführen, Eigenschaften und Einsatzschwerpunkte zu beschreiben. Das ist aber gar nicht nötig, da die Verwendungsmöglichkeiten genormt sind und jeder Putz die entsprechenden Daten im Datenblatt bzw. der Spezifikation auf der Packung enthält. Hier die verschiedenen Klassifizierungen:
- P I a, b: als Innenputz, Außenputz für geringe Beanspruchung
- P I c: als Innenputz, herkömmliche Beanspruchung einschließlich von Feuchträumen
- P II: als Innenputz einschließlich Feuchtraum, höhere Abriebfestigkeit und Außenputz wasserhemmend sowie höherer Festigkeit
- P III: Außenputz Keller und Sockel außen
- P IV a, b, c: Innenputz, herkömmliche Beanspruchung, höhere Abriebfestigkeit
- P IV d: als Innenputz mit geringer Beanspruchung
- P V: Innenputz, herkömmliche Beanspruchung, höhere Abriebfestigkeit
Die verschiedenen Klassifizierungen und Einteilungen werden vornehmlich nach dem Untergrund ausgewählt. Neben der beschriebenen Einteilung geben die Putzhersteller zusätzlich Empfehlungen, für welchen Untergrund die einzelnen Putze besonders gut geeignet sind.
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