Was ist Sichtmauerwerk und welche Möglichkeiten gibt es?
Sichtmauerwerk beschreibt eine Bauweise, bei der die einzelnen Steine einer Mauer unverputzt und unverkleidet sichtbar bleiben. Diese Technik wird vor allem aus gestalterischen Gründen gewählt und kann sowohl innen als auch außen angewendet werden. Besonders beliebt ist Kalksandstein, der dank seiner glatten oder strukturierten Oberfläche vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Weitere verwendete Materialien sind Naturstein, Klinker und Ziegel.
Es gibt verschiedene Optionen für die Gestaltung von Sichtmauerwerk:
- Klassische Mauerverbände: Typische Verbände wie der Läuferverband oder der Blockverband können genutzt werden, um optisch interessante Muster zu erzeugen.
- Raster- und Lochfassaden: Diese bieten architektonische Akzente und können beispielsweise als Lüftungsöffnungen oder dekorative Elemente verwendet werden.
- Reliefstrukturen und Ornamentik: Durch spezielle Mauertechniken können Reliefs, ornamentale Muster oder vor- und zurückspringende Schichten geschaffen werden.
- Materialkombinationen: Eine ansprechende Optik kann auch durch die Kombination von Sichtmauerwerk mit anderen Materialien wie Holz, Glas oder Beton erzielt werden.
- Farbakzente: Obwohl Sichtmauerwerk in seiner natürlichen Farbe optisch ansprechend ist, kann es bei Bedarf auch farblich verändert oder farblos imprägniert werden.
Für den Außenbereich ist es wichtig, frostwiderstandsfähige Steine zu verwenden, um witterungsbedingte Schäden zu verhindern. Dies macht insbesondere Kalksandstein zu einer bevorzugten Wahl für Außenmauerwerk. Dagegen bieten sich im Innenbereich auch Steine an, die keine speziellen Anforderungen an die Frostbeständigkeit erfüllen müssen.
Das Erscheinungsbild des Sichtmauerwerks wird maßgeblich durch die Mörtelfugen und die Behandlung der Steinoberflächen beeinflusst. Um Unebenheiten zu vermeiden, sollten Steine aus einer einheitlichen Lieferung entnommen und gut gelagert werden. Eine farblose Imprägnierung schützt das Mauerwerk vor Verschmutzungen und sorgt für ein gleichmäßiges Austrocknen nach Regen.
Sichtmauerwerk eignet sich hervorragend, um sowohl im Innen- als auch im Außenbereich rustikale und zugleich elegante Akzente zu setzen. Egal ob als Gartenmauer, Fassadenelement oder dekorative Innengestaltung – die Möglichkeiten sind vielfältig und bieten Raum für kreative Gestaltungsideen.
Die verschiedenen Arten von Sichtmauerwerk und ihre Verarbeitung
Sichtmauerwerk hebt sich durch seine ästhetische Erscheinung hervor und kann aus verschiedenen Materialien hergestellt werden, die jeweils spezielle Verarbeitungstechniken erfordern. Hier sind einige der häufigsten Varianten und ihre spezifischen Besonderheiten:
Kalksandstein-Sichtmauerwerk (KS)
Kalksandstein eignet sich hervorragend für anspruchsvolles Sichtmauerwerk sowohl innen als auch außen. Die Steine bieten ein gleichmäßiges Erscheinungsbild und können unbehandelt, imprägniert oder gestrichen verwendet werden.
Verarbeitungstipps:
- Verwenden Sie für Außensichtmauerwerk frostbeständige Kalksandsteine, um Witterungsschäden zu vermeiden.
- Planen Sie den Mauerverband und die Positionierung von Fenster- und Türöffnungen sorgfältig, insbesondere bei großformatigen Steinen.
- Kalksandstein muss gut gelagert und vor Feuchtigkeit geschützt werden, um Verfärbungen und Mängel zu vermeiden.
Klinker-Sichtmauerwerk
Klinker sind besonders in Norddeutschland beliebt und eignen sich ideal für wetterfeste Gartenmauern und Fassaden. Sie bieten einen klassischen, rustikalen Look und sind in verschiedenen Farben und Texturen erhältlich.
Verarbeitungstipps:
- Lagern Sie Klinker trocken und geschützt, um Feuchtigkeit aufzunehmen zu vermeiden.
- Achten Sie auf eine gleichmäßige Fugenausbildung und einen passenden Mauerverband, damit die Ästhetik der Mauer nicht beeinträchtigt wird.
Naturstein-Sichtmauerwerk
Natursteine verleihen jeder Mauer eine besonders hochwertige, individuelle Optik und passen sich nahtlos in naturnahe Gartenlandschaften ein. Allerdings erfordert die Verarbeitung von Naturstein mehr Erfahrung und handwerkliches Geschick.
Verarbeitungstipps:
- Wählen Sie Natursteine nach ihrer Witterungsbeständigkeit und gewünschten Optik aus.
- Natursteinmauern sollten in der Regel von erfahrenen Handwerkern erstellt werden, da jeder Stein individuell angepasst werden muss.
Sichtbeton
Sichtbeton wird häufig in der modernen Architektur verwendet und verleiht Gebäuden eine klare, minimalistische Ästhetik. Diese Technik erfordert eine präzise Planung und Ausführung.
Verarbeitungstipps:
- Die Schalung muss exakt gesetzt und sauber gearbeitet werden, um eine gleichmäßige Oberfläche zu erzielen.
- Sichtbeton muss nach dem Guss nicht weiterbehandelt werden, was die Bauzeit und Kosten reduzieren kann.
Indem Sie die speziellen Techniken und Materialien für Sichtmauerwerk verstehen und anwenden, können Sie herausragende und dauerhafte Mauern schaffen, die sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend sind. Achten Sie stets darauf, die entsprechenden Normen und Qualitätskriterien zu berücksichtigen, um beste Ergebnisse zu gewährleisten.
Das Fundament für Ihr Sichtmauerwerk
Ein stabiles Fundament ist nicht nur für die Langlebigkeit, sondern auch für die Sicherheit Ihres Sichtmauerwerks entscheidend. Hierfür eignet sich am besten ein durchgehendes Streifenfundament aus Beton, das für Gartenmauern häufig verwendet wird.
Um ein solches Fundament anzulegen, gehen Sie wie folgt vor:
- Graben ausheben: Heben Sie einen Graben aus, der etwa 80 cm tief ist, um die Frostsicherheit zu gewährleisten. Die Breite des Grabens sollte mindestens 20 cm breiter als die geplante Mauer sein.
- Kiesschicht einbringen: Füllen Sie den Graben zunächst mit einer 20 bis 40 cm dicken Schicht verdichteten Kieses. Dieser Schritt ist besonders bei höher geplanten Mauern wichtig und sorgt für die notwendige Entwässerung und Stabilität.
- Beton gießen: Bei sandigen Böden empfiehlt es sich, eine Schalung aus Holzbrettern zu verwenden, um Stabilität zu gewährleisten. Gießen Sie dann den Beton in den Graben, bis dieser eben gefüllt ist. Achten Sie darauf, den Beton gleichmäßig zu verteilen und ggf. mit einer Rüttelplatte oder einem manuellen Rüttler zu verdichten, um Lufteinschlüsse zu vermeiden.
- Nivellieren: Glätten Sie die Oberfläche des Fundaments mit einer Abziehlatte oder einem vergleichbaren Werkzeug, um eine waagerechte Grundlinie für das spätere Mauern zu schaffen.
- Aushärten lassen: Lassen Sie das Betonfundament mindestens 24 Stunden aushärten, bevor Sie mit dem Aufbau der Mauer beginnen. Die vollständige Aushärtungszeit für maximale Festigkeit beträgt in der Regel mehrere Wochen, planen Sie daher ausreichend Vorlaufzeit ein.
Mit einem sorgfältig angelegten Fundament schaffen Sie die optimale Grundlage für Ihr Sichtmauerwerk und stellen sicher, dass Ihre Mauer stabil und langlebig ist.
Sichtmauerwerk mauern Schritt für Schritt
Nach dem Aushärten des Fundaments können Sie mit dem Mauern Ihres Sichtmauerwerks beginnen. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um Ihnen diesen Vorgang zu erleichtern:
1. Vorbereitung der ersten Schicht:
- Tragen Sie eine etwa 5 cm dicke Schicht Dünnbettmörtel auf das abgehärtete Fundament auf.
- Setzen Sie die erste Reihe Mauersteine in den Mörtel und drücken Sie diese leicht mit einem Gummihammer fest, um eine gleichmäßige Verbindung zwischen den Steinen und dem Mörtel zu gewährleisten.
2. Steine setzen und ausrichten:
- Tragen Sie Mörtel auf die Seiten der Steine auf, die an andere Steine stoßen werden.
- Prüfen Sie die Position der Steine mit einer Wasserwaage und spannen Sie eine Maurerschnur, um sicherzustellen, dass die Mauer gerade wird.
3. Aufbau der Mauerschichten:
- Nach dem Setzen der ersten Steinreihe, tragen Sie eine 2-3 cm dicke Schicht Mauermörtel auf.
- Setzen Sie die nächsten Steinreihen so, dass die Stoßfugen (vertikale Fugen) versetzt zueinander liegen, um die Stabilität der Mauer zu gewährleisten.
- Kontrollieren Sie regelmäßig mit Wasserwaage und Schnur, dass alle Steine gerade und eben ausgerichtet sind.
4. Verwendung von frostbeständigem Mörtel:
- Achten Sie darauf, im Außenbereich einen frostbeständigen Mörtel zu verwenden, um witterungsbedingte Schäden zu vermeiden.
- Überquellenden Mörtel sollten Sie sofort mit der Maurerkelle abziehen, um eine saubere Arbeitsfläche zu behalten und unschöne Verschmutzungen zu vermeiden.
5. Spezielle Bearbeitung der Fugen:
- Sobald alle Steinreihen gesetzt sind, wird die Verfugung durchgeführt. Führen Sie entweder eine nachträgliche Verfugung oder einen Fugenglattstrich direkt beim Mauern aus.
- Bei der nachträglichen Verfugung wird der Fugenmörtel in die Fugen eingebracht und mit einem Fugeisen geglättet. Der Fugenglattstrich dagegen erfolgt unmittelbar nach dem Verkleben der Steine.
6. Abschlussarbeiten:
- Reinigen Sie zuletzt die gesamte Maueroberfläche mit einem feuchten Schwamm, um überschüssigen Mörtel zu entfernen.
- Schützen Sie das frische Mauerwerk mindestens zwei Wochen lang vor Witterungseinflüssen, indem Sie es mit einer Plane abdecken, bis der Mörtel vollständig ausgehärtet ist.
Diese detaillierte Vorgehensweise sollte Ihnen dabei helfen, ein ästhetisch anspruchsvolles und langlebiges Sichtmauerwerk zu errichten. Achten Sie stets darauf, die Mauer regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls auszubessern, um ihre Stabilität und Schönheit langfristig zu erhalten.
Die Verfugung des Sichtmauerwerks
Die Verfugung ist entscheidend für die optische und technische Qualität Ihres Sichtmauerwerks. Sie beeinflusst sowohl die Ästhetik als auch die Eigenschaften wie Luftdichtheit und Schallschutz.
Vorgehensweise
- Nachträgliche Verfugung: Hierbei wird der Mörtel in einem separaten Arbeitsschritt in die Fugen eingebracht. Diese Methode bietet den Vorteil, dass die Fugenmörtelfarbe unabhängig vom Mauermörtel gewählt werden kann. Verwenden Sie dafür ein Fugeisen, um die Fugen glatt zu ziehen.
- Fugenglattstrich: Diese Technik erfolgt direkt beim Mauern. Der Mauermörtel wird mit einem speziellen Werkzeug wie einem Schlauch oder einem Fugholz glattgestrichen. Dies ergibt eine halbrunde Fuge und ist eine wirtschaftliche sowie technisch einwandfreie Methode.
Anweisungen
1. Vorbereitung:
Befeuchten Sie die zu verfugenden Bereiche leicht, um eine bessere Haftung des Mörtels zu gewährleisten.
2. Arbeitsweise:
Arbeiten Sie abschnittsweise, um sicherzustellen, dass der Mörtel nicht zu stark antrocknet, bevor er glattgezogen wird.
3. Technische Aspekte:
- Achten Sie darauf, dass die Fugenbreiten den Normen entsprechen (1 cm für Stoßfugen und 1,2 cm für Lagerfugen).
- Für nachträgliche Verfugungen sollten Sie darauf achten, dass der gesamte Fugenbereich gleichmäßig und vollständig mit Mörtel gefüllt wird.
4. Schutz vor Witterung:
Schützen Sie das frisch verfugte Mauerwerk für etwa zwei Wochen vor Witterungseinflüssen durch Abdeckungen. Dadurch verhindern Sie Risse und Schäden und ermöglichen ein gleichmäßiges Durchhärten des Mörtels.
Indem Sie diese Schritte sorgfältig ausführen, tragen Sie dazu bei, dass Ihr Sichtmauerwerk sowohl optisch ansprechend als auch funktional robust ist.
Der richtige Mörtel für Ihr Sichtmauerwerk
Um ein dauerhaft schönes und robustes Sichtmauerwerk zu errichten, ist die Wahl des richtigen Mörtels entscheidend. Der Mörtel muss zum verwendeten Mauerstein passen, damit die Fugen und die gesamte Mauer optimal stabil und wetterfest sind.
Kalksandstein
Für Sichtmauerwerk aus Kalksandstein sollten Sie einen Mörtel wählen, der salzfrei, lehmfrei und frei von organischen und anorganischen Verschmutzungen ist. Dieser Mörtel minimiert das Risiko von Ausblühungen und Verfärbungen an der Oberfläche. Besonders geeignet sind Mörtel, die bereits gemischt und nur mit Wasser angerührt werden müssen, um eine gleichmäßige Zusammensetzung zu garantieren.
Klinker und Ziegel
Bei der Verwendung von Klinkern und Ziegeln ist ein wasserdichter Vormauermörtel empfehlenswert. Dieser Mörtel ist wetterbeständig und schützt die Mauer dauerhaft vor Feuchtigkeit. Ein hoher Trassgehalt im Mörtel reduziert Kalkausblühungen, die die Optik des Sichtmauerwerks beeinträchtigen könnten.
Naturstein
Für Natursteinmauerwerk eignet sich ein spezieller Natursteinmörtel, der die verschiedenen Eigenschaften der Steine berücksichtigt. Dieser Mörtel ist in der Regel widerstandsfähig und sorgt für eine feste Verbindung der Steine. Wichtig ist, dass der Natursteinmörtel ebenfalls frostbeständig ist, um das Mauerwerk vor witterungsbedingten Schäden zu schützen.
Verarbeitungstipps
- Vorbereitung: Die zu vermörtelnden Flächen sollten sauber und leicht feucht sein, um eine bessere Haftung des Mörtels zu gewährleisten.
- Anmischen: Verwenden Sie saubere Behälter und Werkzeuge zum Anmischen des Mörtels. Mischen Sie den Mörtel gemäß den Herstellerangaben mit Wasser an.
- Auftragen: Der Mörtel sollte gleichmäßig aufgetragen und sofort verarbeitet werden. Arbeiten Sie dabei abschnittsweise und beginnen Sie oben an der Mauer, um herablaufendes Wasser zu vermeiden.
- Aushärtung: Lassen Sie die Mauer ausreichend aushärten, bevor Sie weitere Arbeiten ausführen. Schützen Sie das frisch vermörtelte Sichtmauerwerk mindestens zwei Wochen vor extremen Wetterbedingungen.
Durch die Wahl des passenden Mörtels und eine sorgfältige Verarbeitung sorgen Sie dafür, dass Ihr Sichtmauerwerk sowohl optisch überzeugend als auch dauerhaft haltbar ist.