Wirkungsweise und physikalische Kräfte
Wer seine beiden Hände in betender Art zusammenlegt und die Finger dabei verschränkt, nutzt die Fingerzwischenräume als „Ausklinkungen“ , die eine stabile Verbindung bilden. Diesem Grundprinzip der gegenseitigen „Verhakung“, „Verkeilung“ und „Verschränkung“ folgt beim Verbinden von Holzbalken jede Ausklinkung.
Um Balken zu verzapfen, werden die beiden Ausklinkungen nach den auf den Balken wirkenden Kräften ausgewählt. Dabei kommen folgende Kräfte zur Geltung:
- Traglast
- Druckkraft
- Zuglast
- Schiebekraft
- Vertikale Kräfte
Um einen Holzbalken zu befestigen, muss die Form der Ausklinkung eine verkeilende Wirkung entfalten. Je stärker eine Kraft auf den Balken einwirkt, umso stabiler sollte die Verbindung werden.
Schlitze, Löcher, Zapfen und Blätter
Üblicherweise bestehen Ausklinkungen aus Schlitzen oder Löchern, in die Zapfen eingeführt werden. Bei Blattverzapfungen kommen verjüngte Balkenenden übereinander zu liegen. Bei jedem Ausklinken muss der perfekte Sitz des Zapfens oder Blatts sichergestellt werden. Jedes Spiel führt zu destabilisierenden Eigenschaften.
Gleichzeitig darf die schwindende beziehungsweise quellende Eigenschaft von Holz nicht vergessen werden. Bei den meisten Ausklinkungen wird sie durch eine Art „Puffertiefe“ berücksichtigt. Die Ausklinkung wird mit einer Einfüge- oder Einstecktiefentoleranz von etwa einem Millimeter angefertigt. Seitlich oder in Richtung der Krafteinwirkungen müssen die Ausklinkungen passgenau und auf Stoß sitzen
Werkzeuge und Balkeneigenschaften
Um die Ausklinkungen präzise entsprechend der gewählten Verzapfungsform herzustellen, werden gewöhnlicherweise mehrere Werkzeuge eingesetzt:
- Winkeleisen oder Winkelmesser
- Stechbeitel
- Klopfholz bzw. Holzhammer
- Säge (Stich- oder Kettensäge)
Beim Ausschlagen beziehungsweise Ausstemmen der Ausklinkung sind einige Faktoren zu beachten:
- Faserrichtung
- Maserungsrichtung
- Astlöcher und Ansätze
- Jahresringe im Balken
- Sprödigkeit
- Unversehrtheit
- Trockenheit