Baufeuchte: Was ist das und wie entsteht sie?
Baufeuchte bezeichnet die Feuchtigkeit, die während der Bauphase in ein Gebäude eingebracht wird. Diese Feuchtigkeit wird hauptsächlich durch die Verarbeitung nasser Baustoffe wie Beton, Mörtel, Estrich, Putz und Farben verursacht. Im Durchschnitt enthält ein Neubau etwa 90 Liter Wasser pro Quadratmeter Wohnfläche, das im Verlauf der Bauarbeiten und danach trocknen muss, um Feuchteschäden zu vermeiden.
Auch die Witterung und die Lagerung der Materialien spielen eine wichtige Rolle. Unzureichend geschützte Rohbauten können Wasser von Regen oder Schnee aufnehmen, was die Feuchtigkeit im Gebäude weiter erhöht. Zudem können falsch gelagerte Baustoffe vor dem Einbau bereits Feuchtigkeit aufnehmen und somit das Problem verschärfen.
Feuchtigkeit kann zudem durch Diffusions- und Konvektionsprozesse in das Bauwerk eindringen. Diffusion tritt auf, wenn Gase durch Baumaterialien strömen, um Druckunterschiede auszugleichen. Konvektion entsteht, wenn warme Innenluft in kühlere Außenteile des Gebäudes strömt und dort kondensiert. Diese Prozesse sind unvermeidbar, können jedoch durch den Einsatz von Dampfsperren und sorgfältiger Abdichtung kontrolliert werden. Es ist entscheidend, diese Mechanismen zu verstehen, um die richtigen Maßnahmen zur Reduzierung der Baufeuchte zu ergreifen und langfristige Schäden zu vermeiden.
Lösungsansätze zur Reduzierung der Baufeuchte
Um Baufeuchte effektiv zu reduzieren, sollten präventive Maßnahmen mit gezielten Trocknungstechniken kombiniert werden. So sichern Sie Ihr Gebäude langfristig gegen Feuchteschäden ab.
Präventive Maßnahmen
- Rohbau schnell wetterfest machen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Rohbau zügig gegen Witterungseinflüsse geschützt wird. Installieren Sie frühzeitig das Dach und die Fenster, um das Eindringen von Regen oder Schnee zu verhindern.
- Qualität der Baustoffe und Lagerung: Achten Sie auf hochwertige und feuchtigkeitsarme Baustoffe wie Trockenestrich oder Dünnbettmörtel und lagern Sie diese trocken, um eine zusätzliche Feuchtigkeitsaufnahme zu vermeiden.
Trocknungstechniken
- Natürliche Trocknung: Lassen Sie feuchte Baustoffe ausreichend trocknen, bevor Sie mit weiteren Bauarbeiten fortfahren, und planen Sie ausreichend Zeit für diesen Prozess ein.
- Heizen und Lüften: Heizen Sie Ihr Gebäude in den ersten Heizperioden gut durch und lüften Sie regelmäßig. Dadurch wird gespeicherte Feuchtigkeit an die Raumluft abgegeben und nach außen abgeleitet.
- Einsatz von Bautrocknern: Nutzen Sie professionelle Bautrockner oder Luftentfeuchter, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen. Diese Geräte ziehen die Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft und fördern die Austrocknung der Bauteile.
Langfristige Maßnahmen
- Dampfsperren und Abdichtungen: Installieren Sie Dampfsperren und dichten Sie alle Bauteile sorgfältig ab, um das Eindringen von Feuchtigkeit durch Diffusions- und Konvektionsprozesse zu minimieren.
- Fertigbauteile und Trockenbauweisen: Verwenden Sie Trockenbauweisen und Fertigbauteile, die weniger Feuchtigkeit einbringen. Diese Methoden verkürzen die Trocknungszeit und vermindern das Risiko von Feuchtigkeitsschäden.
Methoden zur Bestimmung der Baufeuchte
Die effektive Bestimmung der Baufeuchte kann durch zerstörende und zerstörungsfreie Methoden erfolgen. Beide Ansätze haben spezifische Vor- und Nachteile hinsichtlich Genauigkeit und Anwendungsfall.
Zerstörende Methoden
- Calciumcarbid-Methode (CM-Messung): Hier wird eine Probe des Baustoffs entnommen und in einem Druckgefäß mit Calciumcarbid gemischt. Die entstehende Menge an Acetylengas wird gemessen, um den Feuchtegehalt zu bestimmen.
- Gravimetrische Methode (Darr-Methode): Eine Probe des Baustoffs wird gewogen und anschließend getrocknet. Der Wassergehalt wird durch den Unterschied des Gewichts vor und nach dem Trocknen bestimmt.
Zerstörungsfreie Methoden
- Mikrowellen-Methode: Diese Technik misst die Differenz zwischen gesendeten und empfangenen Mikrowellen, welche durch das Material geleitet werden, um den Feuchtegehalt zu ermitteln.
- Infrarotabsorption/-reflexion: Die Reflexion von Infrarotstrahlen durch das im Baustoff enthaltene Wasser wird gemessen, um den Feuchtegehalt zu bestimmen.
- Leitfähigkeits-Methode: Die elektrische Leitfähigkeit des Materials, die sich durch den Wassergehalt verändert, wird gemessen. Elektrodensonden werden hierfür in das Material eingeführt.
- Zeitbereichsreflektometrie: Sensoren geben elektromagnetische Wellen aus und messen deren Reflexion. Die Länge der Reflexion gibt Aufschluss über den Feuchtegehalt des Materials.
- Neutronensonde: Ausgesandte Neutronen werden durch Wasserstoffatome verlangsamt, was zur Bestimmung des Wassergehalts im Baustoff dient.
Mit der richtigen Methode können Sie den Feuchtegrad in Ihrem Bauwerk präzise bestimmen und notwendige Maßnahmen ergreifen, um den Bauschaden zu vermeiden oder zu beheben.