Warum entsteht Neubaufeuchte?
Geduld und Besonnenheit sind heutzutage eher Mangelware. Auch im Bau muss mittlerweile alles schneller gehen, als die Polizei – oder die Physik – erlaubt. Die sogenannte Neubaufeuchte ist ein Problem, das von ungeduldiger Profitorientierung herrührt. Mit der Vermietung von Neubauten wird einfach nicht abgewartet, bis die beim Bau entstehende Feuchtigkeit – und das sind etwa 100 Liter pro Quadratmeter – sorgfältig durchgetrocknet ist. Nötig wären dafür nach Expertenmeinungen etwa 120 Tage bis ein Jahr. Zeit, in der man nach Ansicht vieler Immobilienbesitzer durchaus schon Mieteinnahmen generieren könnte.
Wie wirkt sich Neubaufeuchte aus?
Nicht ausreichend abgezogene Baufeuchtigkeit führt wie bei allen zu feuchten Gebäuden zu einigen Problemen:
- Schimmel
- Salzausblühungen
- Hausschwamm
- je nach verwendeten Baumaterialien erhöhte VOC-Werte
Mit der Feuchtigkeit bildet sich Nährboden für Schimmel und den Hausschwamm – beides Pilze, die sowohl die Gebäudesubstanz, als auch die Gesundheit der Bewohner gefährden können. Bei Schimmelpilzen steht die Bewohnergesundheit im Vordergrund, beim Hausschwamm die Gebäudesubstanz. Mit der ausdünstenden Feuchtigkeit ausblühende Salze aus dem Mauerwerk sind eher nur ein optischer Makel. Wenn lösemittelhaltige Baumaterialien verwendet worden sind, treten mit der Feuchtigkeit auch vermehrt flüchtige organische Verbindungen (VOCs) aus, die gesundheitsschädigend sind.
Was kann man gegen Feuchtigkeit im Neubau tun?
Um Feuchtigkeitsprobleme in Neubauten zu vermeiden, sollte man sie vor dem Bezug ausreichend austrocknen zu lassen. Ziel ist es, die relative Innenraumluftfeuchtigkeit auf einen stabilen Wert im empfohlenen Standardbereich von 40 bis 60% zu bringen. Dafür sollte man die Luftfeuchtigkeitsentwicklung per Hygrometer dauerhaft beobachten. Um Wartezeiten zu überbrücken, kann man den Trocknungsprozess auch durchaus beschleunigen: etwa mit Kondens- oder Adsorptions-Bautrocknern, die sowohl die Innenraumluft, als auch die Bausubstanz erwärmen und gleichzeitig für Luftabzug sorgen. So wird die Verdunstung der Feuchtigkeit in Wänden und Decken begünstigt.
Was ist bei der Inneneinrichtung zu beachten?
Die Verdunstung der Neubaufeuchte begünstigen können Sie mit folgenden Inneneinrichtungsmaßnahmen:
- diffusionsoffene Innenausgestaltungsmaterialien wählen
- luftige Möblierung
Wenn Sie die Innenwände noch verputzen oder streichen möchten, wählen Sie diffusionsoffene, also atmungsfähige Farben und Putze. Den Grad der Diffusionsoffenheit beschreibt der sogenannte Sd-Wert auf dem Produkt. Ideal sind natürliche Kalk- oder Leimfarben und Mineralputze. Bei der Möblierung achten Sie darauf, nicht alles zuzustellen – vor allem nicht die Wände. Zu Wänden sollte vor allem zu Beginn der Wohnzeit ein Abstand von etwa 5-10 Zentimetern eingehalten werden. Zu vermeiden sind außerdem bodenbündige Möbel, die keinen Luftzug unter sich erlauben.
Welches Wohnverhalten ist bei Neubaufeuchte nötig?
Wer nun schon eingezogen ist in einen unzureichend abgetrockneten Neubau, sollte unbedingt sein Wohnverhalten entsprechend anpassen. Die wichtigste Routine, die Sie sich angewöhnen sollten, ist regelmäßiges Stoß- und Querlüften – am besten 2-4 Mal am Tag. Auch ausreichendes Heizen (auf mindestens 20°C) ist wichtig, um verbleibende Baufeuchte verdunsten und in luftgebundener Form beim Lüften abtransportieren zu lassen.