Mit dem Kippfenster kam ein nicht mehr effizientes Lüften
Bevor es Fenster mit einer Kippfunktion gab, war das Lüftungsverhalten noch relativ einheitlich. Bei bestimmten Peaks, wie beispielsweise während dem Kochen oder nach dem Duschen und Baden, wurden die Fenster weit geöffnet. Im Winter drang dann schnell so viel Kälte in die Räume, dass die Bewohner die Fenster relativ schnell wieder schlossen. Mit Dreh-/Kipp-Fenstern hat sich das drastisch verändert.
Als insbesondere in den 1970ern verstärkt Fenster aufkamen, die sich auch kippen ließen, gingen viele Bewohner dazu über, die Fenster während Abwesenheit, also beispielsweise während der Arbeitszeit, zu kippen. Dazu kommt noch das permanent gekippte Fenster in Schlafzimmern. Bis Anfang der 1990er machten sich die Menschen relativ wenig Gedanken. Zu jener Zeit stiegen jedoch die Energiekosten merklich an.
Die aufkommenden Wärmedämmfenster sorgten für massiven Schimmel
Nun kamen plötzlich Wärmedämmfenster auf, die so gut dämmen, dass sie nahezu dieselben Dämmwerte wie eine geschlossene Fassade erreichen. Der Anschluss zwischen Fenster und Fassade ist nun nach den aktuellen Richtlinien der Fenster- und Türenmontage nach RAL ebenfalls gas- und damit luftdicht. Die bis dahin nicht hundertprozentig luftdichten Fenster waren aber Bestandteil eines Baukonzepts, das sich über Jahrhunderte entwickelt und bewährt hat.
Wie eine Hausentlüftung funktioniert
Im Prinzip konnte ein Haus gar nicht so dicht gebaut werden, dass im Kellerbereich keine Feuchtigkeit eindringt. Daher war der Keller über Jahrhunderte auch lediglich ein Lagerraum für Gemüse und andere, feuchtigkeitsunempfindlichen Gegenstände. Die Entlüftung eines so traditionell gebauten Hauses erfolgt folgendermaßen:
- Feuchtigkeit im Keller wird durch permanent offene Kellerfenster abgeleitet
- aufsteigende Feuchtigkeit entweicht durch die Anschlussfugen zwischen Fenster, Tür und Fassade
- aufsteigende Feuchtigkeit entweicht durch ein Kaltdach
Werden nun komplett luftdichte Fenster eingebaut, kann die Feuchtigkeit nicht mehr abgeleitet werden. In den Raumbereichen, die am kältesten sind, kondensiert dann die Luftfeuchtigkeit. Das sind die Bereiche um Fenster, Außenwände, Ecken und hinter Möbeln. Hier droht dann auch sehr schnell Schimmel.
Fenster nicht permanent kippen
Bei besonders dichten Fenstern muss also das Lüftungsverhalten angepasst werden. Nun ist aber ein permanent gekipptes Fenster nicht sonderlich ratsam, steht es doch im krassen Gegensatz der hervorragenden Wärmedämmfunktion dieser modernen Fenster. Daher sollten Sie gezielt lüften.
Bestehen Feuchtigkeitsspitzen, beispielsweise nach dem Duschen, während dem Kochen oder wenn viele Personen anwesend sind, müssen Sie das Fenster vollständig öffnen und stoßlüften. Sie können das Fenster aber auch während dieser Zeit gekippt halten. Hat sich die Luftqualität spürbar verbessert, schließen Sie das Fenster wieder.
Im Schlafbereich Fenster an die Heizung angepasst kippen
Im Schlafbereich sollten Sie das gekippte Fenster an das Heizschema Ihrer Heizung anpassen. Das heißt, nachts wird die Heizung in der Regel stark gedrosselt. Während dieser Zeit kann das Fenster gekippt sein. Beim Keller hängt viel von der Bauweise ab. Ist es ein typischer feuchter Keller, kippen Sie das Kellerfenster möglichst immer dann, wenn es im Sommer am kältesten ist, also nachts. Im Winter dagegen, wenn es am wärmsten ist, also tagsüber.
Kellerfenster ganz öffnen oder kippen
Das Ziel ist, die Temperatur im Keller möglichst konstant zu halten. Würden Sie durchgehend im Sommer lüften, also auch an heißen Tagen, gelangt sehr viele warme Luft in den Keller. Die nimmt viel Feuchtigkeit auf, gibt sie aber an den kalten Wänden ab. Die Folge: permanent nasse Wände. Folglich sollte die Temperatur konstant niedrig gehalten werden auf einem Wert, der ganzjährig eingehalten werden kann.