Wie bohrt man ein Gewinde?
Beim Gewindebohren wird zunächst ein Kernloch gebohrt, in das anschließend ein Gewinde geschnitten wird. Der Prozess umfasst mehrere Schritte, die sorgfältig ausgeführt werden sollten, um präzise Ergebnisse zu erzielen:
1. Werkstück fixieren: Stellen Sie sicher, dass das Werkstück stabil und fest fixiert ist, um ein Verrutschen während der Bearbeitung zu vermeiden.
2. Kernloch bohren: Wählen Sie den geeigneten Bohrerdurchmesser basierend auf der gewünschten Gewindegröße und bohren Sie das Kernloch. Beispiele für Kernlochdurchmesser sind:
- M3: 2,5 mm
- M4: 3,3 mm
- M5: 4,2 mm
- M6: 5,0 mm
- M8: 6,8 mm
- M10: 8,5 mm
- M12: 10,2 mm
3. Kernloch senken: Nutzen Sie einen Kegelsenker, um das Kernloch anzusenken. Dies erleichtert das Ansetzen des Gewindebohrers und sorgt für eine bessere Zentrierung.
4. Gewindebohrer vorbereiten: Spannen Sie den Gewindebohrer ins Windeisen ein und tragen Sie Schneidöl auf. Dies verringert die Reibung und verbessert die Oberflächenqualität des Gewindes.
5. Gewinde schneiden: Setzen Sie den Gewindebohrer senkrecht zur Bohrung an und drehen Sie ihn vorsichtig im Uhrzeigersinn in das Kernloch. Üben Sie gleichmäßigen Druck aus und drehen Sie nach jeder vollständigen Umdrehung den Gewindebohrer um eine Vierteldrehung zurück, um die Späne zu brechen.
6. Späne entfernen: Entfernen Sie die Späne regelmäßig. Verwenden Sie hierzu eine Bürste oder Ähnliches.
Sorgfältige Arbeit und regelmäßige Überprüfung der Werkzeuge sind entscheidend für optimale Ergebnisse. Achten Sie darauf, dass der Gewindebohrer stets scharf und in gutem Zustand ist.
Methode 1: Gewindebohren mit einem Gewindebohrersatz
Ein Gewindebohrersatz besteht aus drei abgestuften Werkzeugen: dem Vorschneider, Mittelschneider und Fertigschneider. Diese sind durch Ringe am Schaft gekennzeichnet: Ein Ring für den Vorschneider, zwei Ringe für den Mittelschneider und drei Ringe oder keinen Ring für den Fertigschneider.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Passende Kernlochgröße wählen: Wählen Sie den Bohrer entsprechend der gewünschten Gewindegröße. Beachten Sie hierbei die Kernlochdurchmesser für verschiedene Gewindegrößen.
- Kernloch senken: Verwenden Sie einen Kegelsenker, um das Kernloch anzusenken. Der Durchmesser des Kegelsenkers sollte etwa 10 % größer als der Gewindedurchmesser sein.
- Vorschneiden: Spannen Sie den Vorschneider (ein Ring) ins Windeisen ein und schneiden Sie das Gewinde. Nutzen Sie Schneidöl, um die Reibung zu reduzieren.
- Mittelschneiden: Wiederholen Sie den Vorgang mit dem Mittelschneider (zwei Ringe), um das Gewinde weiter zu vertiefen.
- Fertigschneiden: Verwenden Sie abschließend den Fertigschneider (kein oder drei Ringe), um das Gewinde zu finalisieren.
Achten Sie darauf, regelmäßig die Späne zu entfernen, um ein Verklemmen oder Beschädigen des Gewindebohrers zu verhindern.
Methode 2: Gewindebohren mit einem Einschnittgewindebohrer
Beim Gewindebohren mit einem Einschnittgewindebohrer wird das Gewinde in einem Arbeitsgang geschnitten. Diese Methode eignet sich besonders für Serienfertigungen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Vorbereitung des Kernlochs:
- Bohren Sie ein Kernloch mit dem entsprechenden Durchmesser.
- Senken Sie das Kernloch mit einem Kegelsenker an.
2. Einschnittgewindebohrer vorbereiten:
- Spannen Sie den Einschnittgewindebohrer in ein Windeisen oder eine Bohrmaschine ein.
- Tragen Sie Schneidöl auf, um die Reibung zu minimieren.
3. Gewinde schneiden:
- Führen Sie den Einschnittgewindebohrer vorsichtig in das Kernloch ein und drehen Sie ihn im Uhrzeigersinn.
- Üben Sie gleichmäßigen Druck aus und drehen Sie den Bohrer nach jeder Umdrehung um eine Vierteldrehung zurück.
4. Späne entfernen und Gewinde fertigstellen:
- Entfernen Sie die Späne regelmäßig.
- Führen Sie den Schneidprozess fort, bis die gewünschte Gewindetiefe erreicht ist.
Diese Methode bietet eine effiziente Möglichkeit, Innengewinde in einem Arbeitsgang zu schneiden.
Hilfsmittel für präzises Gewindebohren
Für präzises Gewindebohren sind die richtigen Werkzeuge und Hilfsmittel essenziell:
- Kühlschmiermittel: Schneidöl und andere Kühlschmiermittel verringern die Reibung und erhöhen die Lebensdauer des Gewindebohrers. Alternativen wie Motoröl oder Spiritus (bei Aluminium) sind ebenfalls nützlich.
- Gewindebohrerführungen: Diese Führungen halten den Gewindebohrer im richtigen Winkel und verhindern unsaubere Schnitte.
- Halterungen und Spannvorrichtungen: Ein Windeisen gewährleistet das sichere Einspannen des Gewindebohrers. Verstellbare Windeisen sind für verschiedene Bohrergrößen besonders praktisch.
- Säulenbohrmaschinen: Diese Maschinen bieten höchste Präzision und Winkeltreue und minimieren das Risiko von Schräglagen des Gewindes.
Die sorgfältige Auswahl und Nutzung dieser Hilfsmittel tragen zu professionellen und exakten Ergebnissen bei.
Zusätzliche Tipps zum Gewindebohren
Für optimale Ergebnisse beim Gewindebohren beachten Sie folgende Tipps:
- Kernlochgröße: Bei zähen Werkstoffen wie Edelstahl kann es hilfreich sein, das Kernloch etwas größer zu bohren, um Bruchgefahr zu minimieren.
- Kühlmittel und Schmierung: Nutzen Sie Schneidöl oder Alternativen wie Motoröl oder Spiritus (bei Aluminium) zur Reibungsminimierung.
- Regelmäßiges Spanbrechen: Insbesondere bei langspanenden Werkstoffen sollten Sie den Gewindebohrer nach ein bis drei Umdrehungen zurückdrehen.
- Einfassen eines Kehlersenkers: Senken Sie das Kernloch mit einem Kegelsenker, um das Ansetzen des Gewindebohrers zu erleichtern.
- Späne entfernen: Entfernen Sie regelmäßig die Späne, um ein präzises Bohren zu gewährleisten.
- Optimale Gewindetiefe: Innengewinde in Stahl sollten mindestens dem Nenndurchmesser entsprechen, während Aluminium doppelt so tief gebohrt wird.
- Werkzeugpflege: Halten Sie Ihre Werkzeuge stets scharf und in gutem Zustand.
Mit diesen Tipps und etwas Übung können Sie die Qualität Ihrer geschnittenen Gewinde und die Lebensdauer Ihrer Werkzeuge verbessern.