Vorbereitung und Durchführung
Bevor Sie mit dem Schneiden von Gewinden in Guss beginnen, ist eine gründliche Vorbereitung entscheidend. Notwendige Maßnahmen umfassen die Auswahl des passenden Werkzeugs, das Anzeichnen der Bohrstelle und die Wahl geeigneter Schmiermittel. Stellen Sie sicher, dass Sie eine Arbeitsfläche haben, die eine stabile und kontrollierte Bearbeitung ermöglicht.
Werkzeugauswahl und Markierung
1. Werkzeugauswahl:
Verwenden Sie Spiralbohrer und Gewindebohrer aus Hochleistungsschnellarbeitsstahl (HSS) oder Vollhartmetall (VHM). VHM-Bohrer sind besonders geeignet, wenn das Gussmaterial sehr hart ist. Halten Sie zusätzlich einen 90°-Kegelsenker bereit, um das Kernloch anzusenken.
2. Anzeichnen und Ankörnen:
Markieren Sie die Position des Kernlochs mit einem wasserfesten Filzstift und körnen Sie das Zentrum der Markierung mit einem Körner und einem Hammerschlag, um die Zentrierung des Bohrers zu erleichtern.
Kernlochbohren und -ansenkens
1. Kernloch bohren:
Beginnen Sie mit dem Bohren des Kernlochs an der angekörnten Stelle. Achten Sie darauf, dass der Bohrer senkrecht zur Werkstückoberfläche steht und verwenden Sie Schneidöl, um die Reibung zu minimieren und die Standzeit des Bohrers zu erhöhen.
2. Kernloch ansenken:
Senken Sie das gebohrte Loch mit dem 90°-Kegelsenker an, um eine kleine Fase zu erzeugen. Dies erleichtert das Einsetzen des Gewindebohrers und schützt die ersten Gewindegänge.
Gewindeschneiden und Schmierung
1. Gewinde schneiden:
Spannen Sie den Gewindebohrer in ein Windeisen oder eine Handbohrmaschine. Beginnen Sie den Schneidvorgang langsam und achten Sie darauf, den Bohrer nach jeder vollen Umdrehung etwa eine Drittelumdrehung zurückzudrehen, um die Späne zu brechen. Verwenden Sie dabei nach und nach Vor-, Mittel- und Fertigschneider, um ein präzises und gleichmäßiges Innengewinde zu erzeugen.
2. Schmierung:
Nutzen Sie während des gesamten Schneidprozesses ausreichend Schneidöl oder Gewindeschneidpaste, um die Reibung zu reduzieren und das Risiko eines Verklemmens zu minimieren.
Abschließende Maßnahmen
Nach dem Schneiden des Gewindes sollten Sie die Bohrung sorgfältig reinigen und alle Späne entfernen. Dies verbessert die Oberflächenqualität und verhindert künftige Beschädigungen. Achten Sie darauf, nur qualitativ hochwertige Werkzeuge und Material für eine langlebige und stabile Gewindeverbindung zu verwenden.
Methode: Gewindeschneiden in extrem hartem Guss
Das Schneiden von Gewinden in extrem hartem Guss stellt besondere Herausforderungen dar, da herkömmliche Gewindebohrer schnell verschleißen können. Um trotz der hohen Materialhärte präzise und belastbare Gewinde zu erzeugen, sollten Sie folgende Techniken und Werkzeuge in Betracht ziehen:
1. Vollhartmetall-Gewindebohrer (VHM):
Verwenden Sie Gewindebohrer aus Vollhartmetall, die speziell für die Bearbeitung extrem harter Werkstoffe entwickelt wurden. Diese Bohrer sind widerstandsfähiger und behalten ihre Schneidefähigkeit länger bei. Achten Sie darauf, einen angemessenen Schneiddruck auszuüben, um die Effizienz zu erhöhen.
2. Überdimensionierte Kernlochbohrung:
Bohren Sie das Kernloch geringfügig überdimensioniert. Dadurch reduziert sich die Materialmenge, die der Gewindebohrer tatsächlich bearbeiten muss. Verwenden Sie anschließend einen Standard-Gewindebohrer, um das Gewinde zu schneiden. Diese Methode ist besonders geeignet für Anwendungen, bei denen die Gewinde keiner hohen Zugbelastung ausgesetzt werden.
Zirkularfräsen und Erodieren
1. Zirkularfräsen:
Diese Methode erzeugt das Gewinde durch eine kreisförmige Fräsbewegung. Sie erfordert den Einsatz spezieller Fräswerkzeuge und Maschinen, ermöglicht jedoch präzisere Ergebnisse und verringert den Werkzeugverschleiß.
2. Erodieren:
Beim Erodieren wird das Gewinde mittels elektroerosiver Verfahren erstellt. Diese Technik erlaubt die Herstellung komplexer Geometrien und gewährleistet hohe Präzision, erfordert jedoch spezielle Ausrüstung und Know-how.
Verfahren und Schmiermittel
Während des gesamten Bearbeitungsprozesses ist der Einsatz geeigneter Schmiermittel entscheidend, um die Reibung zu reduzieren und die Werkzeugstandzeit zu maximieren. Verwenden Sie Schneidöle oder Gewindeschneidpasten, die für die Bearbeitung harter Materialien optimiert sind.
1. Schneidöl oder -paste auftragen:
Tragen Sie das Schmiermittel vor und während des Schneidprozesses gleichmäßig auf, um Hitzeentwicklung und Werkzeugverschleiß zu minimieren. Achten Sie darauf, nach jedem Arbeitsschritt das Schmiermittel neu aufzutragen.
2. Regelmäßige Spanentfernung:
Entfernen Sie regelmäßig die entstehenden Späne, um ein Verklemmen des Gewindebohrers zu verhindern und die Oberflächengüte des Gewindes zu verbessern. Dies ist besonders wichtig bei der Bearbeitung harter Materialien, da hier die Gefahr des Verklebens erhöht ist.
Abschließende Maßnahmen
Nach dem Schneidprozess sollten Sie das geschnittene Gewinde gründlich reinigen. Entfernen Sie alle Späne und Rückstände des Schmiermittels, um eine optimale Oberflächenqualität und Passgenauigkeit zu gewährleisten. Setzen Sie auf hochwertige Gewindebohrer und sorgfältige Arbeitsweise, um ein langlebiges und präzises Gewinde in extrem hartem Guss zu erzielen.
Alternative Befestigungsmethoden
Wenn das Schneiden eines Gewindes in Guss nicht möglich oder zu aufwendig ist, gibt es verschiedene alternative Befestigungsmethoden, die berücksichtigt werden können:
Befestigung mit Stehbolzen
Eine Methode, die sich als sehr effektiv erweist, ist das Einkleben von Stehbolzen. Hierbei wird zunächst ein Loch mit dem passenden Durchmesser in das Gussteil gebohrt. Anschließend wird ein Stehbolzen mit einem hochfesten Klebstoff, beispielsweise Epoxidharz, eingeklebt. Nach dem Aushärten des Klebstoffs kann das zu befestigende Teil mit einer Mutter am Stehbolzen fixiert werden.
Verwendung von Gewindehülsen
Gewindehülsen bieten eine ähnliche Alternative wie Stehbolzen. Sie werden ebenfalls in ein vorher gebohrtes Loch eingeklebt. Im Gegensatz zu Stehbolzen haben Gewindehülsen den Vorteil, dass Sie ein Innengewinde an der gewünschten Stelle erzeugen. Diese Methode eignet sich besonders bei wiederholter Montage und Demontage.
Direktes Kleben
Für Anwendungen, bei denen nur geringe mechanische Belastungen auftreten, kann das direkte Kleben eine praktische Lösung sein. Hierbei wird das zu befestigende Teil mit einem geeigneten Klebstoff direkt auf das Gussteil geklebt. Zwei-Komponenten-Klebstoffe wie Kaltmetall und Reparatursticks eignen sich gut für diese Methode, da sie eine zuverlässige Verbindung auf unterschiedlichen Oberflächen gewährleisten und hohen Festigkeitsanforderungen standhalten.
Nutzung von Winkeln und Halterungen
Eine weniger permanente, aber stabile Alternative ist die Verwendung von Winkeln und Halterungen. Diese Methode ermöglicht es, Befestigungspunkte an schwer zugänglichen Stellen zu schaffen, ohne dass zusätzliche Gewindelöcher notwendig sind. Winkel und Halterungen können mit Schrauben fixiert werden und bieten Flexibilität bei der Positionierung.
Spannvorrichtungen
Falls für die Befestigung eine noch flexiblere Methode erforderlich ist, können Spannvorrichtungen zum Einsatz kommen. Mit selbstgebauten oder gekauften Spannvorrichtungen lässt sich das Teil sicher am Gussteil befestigen, ohne dass gebohrt werden muss. Dies ist besonders nützlich bei temporären Verbindungen oder bei der Bearbeitung von Werkteilen, die öfter montiert und demontiert werden müssen.
Zusätzliche Tipps
Um Ihre Ergebnisse beim Gewindeschneiden in Gussteilen weiter zu optimieren, sind hier einige zusätzliche Tipps aufgeführt:
- Verwendung von Schneidpasten: Nutzen Sie spezielle Schneidpasten anstelle von herkömmlichem Öl, um die Reibung weiter zu reduzieren und das Schneidwerkzeug besser vor Verschleiß zu schützen.
- Einkleben zur Unterstützung: Wenn das Gussmaterial besonders hart ist, kann das Einsetzen von Stehbolzen oder Gewindehülsen, die mit einem hochfesten Klebstoff wie Epoxidharz befestigt werden, eine sinnvolle Alternative darstellen.
- Kontrolle des Bohrwinkels: Vergewissern Sie sich, dass Sie beim Bohren des Kernlochs einen Anschlagwinkel verwenden, um sicherzustellen, dass der Bohrer stets senkrecht zur Werkstückfläche steht.
- Regelmäßige Pause beim Schneidprozess: Machen Sie beim Gewindeschneiden regelmäßig Pausen, um die Späne zu entfernen und das Werkzeug zu überprüfen. Dies erhöht die Lebensdauer des Werkzeugs und verhindert ein Verkleben oder Verklemmen, besonders in harten Materialien.
- Alternative Schneidmethoden: Für besonders hartes Gussmaterial kann Zirkularfräsen oder Erodieren eine vielversprechende Alternative zum klassischen Gewindeschneiden mit Bohrern sein. Diese Methoden sind speziell dafür ausgelegt, komplexe Gewindeformen in schwierigen Materialien zu erzeugen.