Die Holzfaserdämmung ist bereits seit den 1930er Jahren gebräuchlich. Holzfaserdämmplatten gehören zu den ältesten industriell produzierten Naturdämmstoffen. Sie werden sowohl für Dach- als auch für Fassadendämmungen eingesetzt. Ihr Hauptanwendungsgebiet ist die Wärmedämmung von Außenwänden – die Platten lassen sich hier sowohl zur Außen- als auch zur Innendämmung nutzen. Auch für Trennwände in Innenräumen ist eine Holzfaserdämmung gut geeignet. Aufgrund ihrer hohen Materialfestigkeit und ihrer robusten Oberflächen eignen sich Holzfaserdämmplatten für die Nutzung in Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) sowie für Deckendämmungen in begehbaren Geschossen.
Tabelle 1: Die Eigenschaften von Holzfaserdämmplatten im Überblick
Wärmeleitfähigkeit | Baustoffklasse | minimale Dämmdicke gemäß EnEV 2014 | Rohdichte | Schallschutz | Preis pro m2 |
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0,04 – 0,055 W/mK | B2, E (normal entflammbar) | 18 cm | 150-190 kg/m3 | je nach Verwendung zwischen 34 und 79 dB | 40 – 50 EUR |
Wie werden Holzfaserdämmplatten produziert?
Holzfaserdämmplatten bestehen zu 85 Prozent aus Weichholzfasern, die aus Sägeresten oder Hackschnitzeln gewonnen werden. Wegen der besseren Faserqualität wird für ihre Herstellung überwiegend Nadelholz verwendet. Die Produktion von Holzfaserdämmplatten kann im Nass- oder Trockenverfahren erfolgen:
- Im Nassverfahren werden die Holzfasern zermahlen, mit Wasser angerührt, geformt, gepresst und anschließend bei Temperaturen zwischen 160 und 220 °C getrocknet. Synthetische Zusätze sind bei diesem Verfahren nicht unbedingt erforderlich, da das im Holz enthaltende Lignin als natürliches Bindemittel wirkt.
- Im Trockenverfahren werden Holzfasern, gegebenenfalls Textil- und Maisstärkefasern sowie etwa 4 % PUR-Harz gemischt, in der gewünschten Dicke aufgestreut und durch ein Dampf-Luft-Gemisch gehärtet. Mit diesem Verfahren lassen sich auch flexible Holzfaserdämmplatten herstellen, die beispielsweise für Zwischen- oder Untersparrendämmungen zum Einsatz kommen.
Ausführungsspezifika der Platten
Die Details des Herstellungsverfahrens haben Einfluss auf die konkreten Eigenschaften – beispielsweise Dicke, Flexibilität, Belastbarkeit und Feuchteresistenz – der Platten:
- Dicke: Feste Holzfaserdämmplatten werden im Nassverfahren üblicherweise in Dicken zwischen 4 und 25 mm hergestellt und mittels feuchtebeständiger Klebstoffe zu größeren Dämmdicken verklebt. Durch den mehrlagigen Aufbau lassen sich – beispielsweise durch die Kombination von Lagen mit unterschiedlichen Rohdichten – die bautechnischen Eigenschaften der Platten optimieren. Die Dicke von trocken hergestellten Platten variiert zwischen 20 und 240 mm, einige Hersteller von Holzfaserdämmplatten bieten auch Plattenstärken von 300 mm an.
- Flexibilität: Im Nassverfahren werden ausschließlich feste Holzfaserdämmplatten hergestellt, im Trockenverfahren lassen sich auch flexible Platten produzieren.
- Belastbarkeit: Die Zusammensetzung der Holzfasermischung und die Konsistenz der Fasern bestimmt die Belastbarkeit der Platten – mit Holzfaserdämmplatten sind daher „maßgeschneiderte“ Dämmungslösungen möglich.
- Witterungsbeständigkeit und Feuchteresistenz: Platten für Außendämmungen müssen wasserabweisend sein und erhalten deshalb eine Imprägnierung mit 1 – 2 % Paraffin. Besonders witterungsbeständige Platten für Dachunterdeckungen werden mit Zusätzen von Bitumen oder Latex hergestellt, wobei die Verwendung von Bitumen heute nur noch eine Nebenrolle spielt.
In welcher Form kommen Holzfaserdämmplatten in den Handel?
Die Platten werden in unterschiedlichen Dicken als starre, druckbelastbare oder flexible Dämmplatten angeboten. Neben Einzelplatten gibt es WDVS mit Holzfaser sowie sogenannte Trockenstich-Dämmsysteme mit Holzfaserdämmplatten für die Trittschalldämmung. Platten für Außendämmungen und WDVS sind wasserabweisend (hydrophob), bei einer Holzfaserdämmung innenliegender Wände kann auf die Hydrophobierung gegebenenfalls verzichtet werden.
Hersteller von Holzfaserdämmplatten
Namhafte Hersteller von Holzfaserdämmungen sind beispielsweise Agepan, Gutex und Pavatex. Vor allem das letztgenannte Unternehmen punktet immer wieder mit innovativen Dämmungslösungen und Produkten.
Welche physikalischen Eigenschaften haben Holzfaserdämmplatten?
Holzfaserdämmplatten verfügen über eine Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,040 und 0,055 W/mK. Damit sind sie den häufig verwendeten Mineralwollen (Glaswolle, Steinwolle) sowie Styropor/EPS überlegen, im Gesamtspektrum marktüblicher Dämmstoffe liegen sie im oberen Mittelfeld. Ihre hohe Rohdichte sowie die Faserstruktur ermöglichen eine gute Wärmespeicherung sowie eine optimale Feuchteregulierung. Die schalldämmende Wirkung von Holzfaserdämmplatten unterscheidet sich nach ihrem Einsatzfeld. Die Normpegel von Trittschalldämmungen liegen bei 34 Dezibel (dB), bei Außenwanddämmungen wird ein Wert von 56 dB erreicht. Besonders guten Schallschutz liefern Holzfaserdämmplatten bei leichten Innenraumdämmungen (bis 62 dB) sowie bei Holzbalkendecken (bis zu 79 dB).
DIN-Normen, Baustoffklassen, EnEV
Holzfaserdämmplatten werden durch die DIN-Normen 4102-1 und EN-13501-1 als normal entflammbare Materialien und damit in die Baustoffklassen B2 oder E eingestuft. Um den in der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV) vorgeschriebenen
Wärmedurchgangskoeffizienten von 0,24 W/(m²K) zu erreichen, ist eine Plattendicke von 18 cm nötig.
Tabelle 2: Holzfaserdämmplatten und andere Wärmedämmstoffe im Vergleich
Dämmstoff | Wärmeleitfähigkeit (W/mK) | Mindestdämmdicke laut EnEV (cm) | Kosten pro m2 (Euro) |
---|---|---|---|
Holzfaserdämmplatten | 0,04 – 0,055 | 18 | 40 – 50 |
Glaswolle | 0,032 – 0,040 | 14 | 10 – 20 |
Steinwolle | 0,035 – 0,040 | 14 | 10 – 20 |
Styropor/EPS | 0,035 – 0,045 | 14 | 5 – 20 |
Zellulose | 0,040 – 0,045 | 16 | 10 – 20 |
Holzwolle | 0,093 | 36 | 80 – 90 |
Vorteile der Verwendung von Holzfaserdämmplatten
Die Vorteile einer Holzfaserdämmung sind:
- Sehr gute Dämmeigenschaften: Holzfaserdämmplatten liegen im Hinblick auf ihre Dämmungseigenschaften im oberen Mittelfeld und sind vor allem mineralischen Dämmstoffen zum Teil deutlich überlegen.
- Flexible Einsatzmöglichkeiten: Holzfaserdämmungen sind praktisch in allen Bereichen des Gebäudes einsetzbar.
- Hervorragende Hitzeschutzeigenschaften: Eine Holzfaserdämmung verfügt über eine hohe spezifische Wärmekapazität – um die Temperatur des Materials um 1 °C zu erhöhen, sind somit vergleichsweise große Mengen von Wärmeenergie erforderlich.
- Hohe Belastbarkeit und gute Schallschutzfähigkeiten: Durch die hohe Rohdichte der Holzfasern sind die Platten stark belastbar, gleichzeitig ergeben sich daraus hervorragende Schallschutzeigenschaften.
- Diffusionsoffene und kapillaraktive Materialstruktur: Holzfaserdämmungen sind in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen, zu verteilen und abzutransportieren, was vor allem für Dach- und Innendämmungen eine wesentliche Rolle spielt. Sobald sich der Feuchtigkeitshaushalt des Gebäudes nach dem Einbau der Dämmung eingepegelt hat, halten sich Entstehung und Verdunstung von Kondenswasser die Waage.
- Gute Feuchtigkeitsresistenz: Die Dämmeigenschaften von Holzfaserdämmplatten gehen erst bei einem Wasseranteil von mehr als 20 % verloren.
- Unkomplizierte Montage: Um Holzfaserdämmplatten zu befestigen, gibt es verschiedene Verfahren. Möglich ist, die Holzfaserdämmplatten zu kleben und/oder zu verschrauben.
- Keine speziellen Recyclingprozeduren: Da die Platten überwiegend aus Naturstoffen bestehen, gibt es keine speziellen Vorgaben für eine umweltschonende Entsorgung. Das Recycling von Resten oder Rückbaumaterialien ist theoretisch möglich.
Worin bestehen die Nachteile einer Holzfaserplatten-Wärmedämmung
Materialbezogene Nachteile fallen bei Holzfaserdämmplatten nicht ins Gewicht. Aus Verbrauchersicht dürfte der vergleichsweise hohe Preis jedoch einen gravierenden Einfluss auf die Kaufentscheidung haben. Am gesamten Dämmstoffmarkt haben Holzfaserdämmplatten vor allem aufgrund des Preises von 40 bis 50 EUR/m2 einen Anteil von nur 1 %, unter den Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen liegen sie mit einem Marktanteil von 28 % hinter der deutlich günstigeren Zellulose (32 %) auf dem zweiten Platz.
Für welche Hausbereiche kommt eine Holzfaserdämmung in Frage?
Die ersten „porösen Holzfaserplatten“ mit einer Dicke von maximal 20 cm wurden vor allem als raumseitige Dämmung von Dachschrägen und Außenwänden, als Holzfaserdämmung unter Parkett und Guss-Asphalt sowie als wasserabweisende „Bitumenholzfaserplatten“ für Dachunterdeckungen eingesetzt. Seitdem wurden die Platten und ihre Produktionsverfahren kontinuierlich weiterentwickelt, vor allem in den letzten 20 Jahren haben sich die Anwendungsfelder für Holzfaserdämmplatten stark erweitert. Eine Holzdämmung ist heute in so gut wie allen Hausbereichen möglich. Verwendet werden die Platten für:
- Dachunterdeckungen: Verwendet werden hier hydrophobe – also entsprechend imprägnierte – Platten.
- Aufsparrendämmungen: Die Holzfaserdämmung besteht hier aus einer ein- oder mehrlagigen starren Dämmschicht.
- Zwischen- und Untersparrendämmungen: Die Platten für diese Dämmungsform können fest oder flexibel sein. Neben Platten finden hier auch exakt zugeschnittene Holzfaserdämmkeile Verwendung.
- WDVS zur äußeren Fassadendämmung.
- Holzfaserdämmungen von Außenwänden: Für die Holzfaserdämmung einer Außenwand mit Vorhangfassade kommen feste oder flexible Holzfaserplatten sowie Holzfaserdämmkeile zum Einsatz.
- Wärme- und Schallschutzdämmungen in Innenräumen: Eine Holzfaserdämmung kommt für alle hohlraumbildenden Trennwandsysteme in tragender oder nicht tragender Ausführung in Frage, eignet sich also auch für die Dämmung von leichten Trennwänden in Innenräumen.
- Luft- und Trittschalldämmungen: Zur Schallabsorption werden in den Deckenhohlraum feste oder flexible Holzfaserdämmplatten sowie Holzfaserkeile eingelegt. Holzfaser-Trittschalldämmplatten lassen sich auch „schwimmend“ als Deckenauflage verlegen.
- Wärme-/Hitzeschutz: Ein- oder mehrlagig verlegte Holzfaserdämmplatten sorgen für einen wirksamen Hitzeschutz in Geschoßdecken sowie als Bodenplatten. Eine Holzdämmung eignet sich natürlich auch für die Dämmung und den Wärmeschutz der obersten Geschossdecke eines Hauses.
- Flachdachdämmungen: Auch als Material für Flachdachdämmungen werten Holzfaserdämmplatten durch ihre wärme- und schallisolierenden Eigenschaften das Gebäude oft sehr spürbar auf.
Was sind Wärmedämmungsverbundsysteme (WDVS)?
WDVS sind Systeme mit aufeinander abgestimmten Baustoffen zur Wärmedämmung von Gebäuden. Der jeweilige Dämmstoff ist das Kernstück des Systems, nach dem sich die verwendeten Putze und Putzstärken richten. Beispielsweise ergibt sich aus einem WDVS mit Holzfaser und einem Mineralputz ein diffusionsoffenes Wandsystem, das hervorragenden Wärme- und Hitzeschutz sowie eine optimale Feuchtigkeitsbalance der Bausubstanz ermöglicht. Die Holzfaserplatten werden durch Kleber und Dämmstoffdübel auf der tragenden Wand befestigt. Auf die Platten werden in der Regel eine Armierungsschicht sowie ein Armierungsgewebe aufgebracht. Der Abschluss des WDVS ist durch den Außenputz gegeben.
Hohe baurechtliche Anforderungen an WDVS mit Holzfaser und anderen Dämmstoffen
Dämmstoffe, die in einem WDVS verwendet werden, müssen hohe Anforderungen im Hinblick auf ihre Materialeigenschaften und ihr Brandverhalten erfüllen, die Gesamtsysteme werden durch das Deutsche Institut für Bautechnik geprüft. Holzfaserdämmplatten gehören zu den für WDVS zugelassenen Materialien, die meisten in Deutschland verwendeten Systeme enthalten als Dämmstoff jedoch Mineralwollen oder Styropor/EPS. Die Montage eines WDVS erfordert fundiertes handwerkliches Wissen, in der Regel werden sie durch Stuckateure ausgeführt. Zum Selbstbau sind die Systeme nicht geeignet.
Individuelle baurechtliche Zulassung und Prüfung
Aus baurechtlichen Gründen müssen alle Komponenten der Systeme inklusive der Holzfaserdämmung vom selben Hersteller geliefert werden – wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, werden sie de facto illegal verbaut. Verbindliche Normierungen existieren für die Systeme nicht. Der Nachweis ihrer Eignung und Verwendbarkeit wird auf individueller Basis im Rahmen der bauaufsichtlichen Zulassung erbracht. Diese regelt die gesamte Applikation eines WDVS auf die Fassade eines Gebäudes inklusive von Armierungsmaterialien und Befestigungssystemen. Bereits geringe Abweichungen von den Zulassungsinhalten stellen aus baurechtlicher Perspektive einen Mangel dar.
Holzfaserdämmplatten verputzen
In einem WDVS dient die Holzfaserdämmung gleichzeitig als Putzträger. Die Oberflächenhärte, Zug- und Druckfestigkeit sowie die Oberflächenstruktur der Platten bestimmen ihre Putzbarkeit sowie die Materialauswahl für den Außenputz. Die bautechnischen Eigenschaften der Holzfaserdämmplatten entscheiden über die Qualität der Putzbeschichtung. Je fester und stabiler eine Dämmung ist, desto besser ist sie putzbar.
Wie lassen sich Holzfaserdämmplatten verarbeiten?
Um Holzfaserdämmplatten zu schneiden, eignen sich Sägen mit speziellem Wellenschliff. Bei der Montage der Platten ist sowohl bei Holzrahmensystemen als auch auf flächigen Untergründen eine Hinterlüftung der Holzfaserdämmung zu vermeiden, die aufgrund unterschiedlicher Feuchtigkeitsgrade der beiden Oberflächen Verformungen und damit Dämmungslücken nach sich ziehen würde. Die Verarbeitung von Holzfaserdämmplatten darf nur im trockenen Zustand erfolgen. Da die Platten in der Regel eine umlaufende Nut und Feder haben, entstehen bei ihrer Verlegung und Montage keine Zwischenräume.