Holzleim ist nicht zum Wieder-Lösen gedacht
Der übliche Holzleim, den die meisten Heimwerker verwenden, ist sogenannter Weißleim. Weißleim ist ein in Wasser dispergierter Klebstoff auf Kunstharzbasis. In seiner Eigenschaft als Dispersion funktioniert sein Haftungseffekt durch Wasserverdunstung. Das bedeutet, dass das Holz, das mit ihm verleimt wird, den Feuchtigkeitsgehalt aus ihm aufnimmt und ihn anschließend wieder an die Umgebungsluft abgibt. Dadurch entsteht eine dauerhafte – und vor allem nicht reversible Verbindung. Wer Holzteile mit Weißleim miteinander verleimt, sollte sich über die Art der Zusammenfügung also besser ganz sicher sein…
Lösen lässt sich getrockneter Weißleim nicht wirklich. Ganz aussichtslos ist die Sache aber nicht. Sie können Folgendes versuchen:
- Leimstelle gründlich befeuchten
- Leimstelle aufheizen
- Leimstelle mit Essig behandeln
Befeuchten
Vor dem Hintergrund, dass das klebende Kunstharz ursprünglich in Wasser dispergiert seinen verarbeitungsfähigen, zähflüssigen Zustand erhält, liegt die Zufügung von Wasser zum Lösen des getrockneten Leims nahe. Und in der Tat kann man versuchen, getrocknete Leimstellen durch Anfeuchten quellen zu lassen. Vor allem bei Leimen niedriger, also wenig feuchtigkeitsresistenter Beanspruchungsgruppen (D1 und D2) kann das funktionieren.
Das Problem dabei ist nur, dass die Leimstelle nicht gut zugänglich ist. Wirklich vom Wasser erreicht wird die Leimstelle am besten, indem man sie dauerhaftem Feuchtigkeitseinfluss aussetzt, für die D1- und D2-Leime nicht vorgesehen sind: zum Beispiel durch Umwicklung mit einem nassen (immer wieder neu befeuchteten) Tuch oder indem Sie das Werkstück für längere Zeit in einen möglichst feuchten Raum stellen, also ein Badezimmer, eine Waschküche oder einen Wintergarten.
Ganz auflösen wird sich der Leim dadurch trotzdem nicht. Etwas mechanische Kraft werden Sie noch anwenden müssen, um die Holzteile auseinanderzubekommen, also zum Beispiel, indem Sie mit einem Meißel oder einem stabilen Messer dazwischenhebeln. Wenn Sie mit der Feuchtigkeitseinwirkung lange und geduldig genug gewartet haben, ist die Chance, die Bauteile danach unbeschädigt in den Händen zu halten, größer.
Wärme
Auch Wärme kann Holzleim in gewissem Grad lösen, da das in ihm enthaltene Bindemittel Polyvinylacetat thermoplastisch ist. Allgemein gelten 70°C als Temperaturgrenze, an der sich Weißleim zu lösen beginnt. Sehr unkompliziert können Sie eine Leimstelle mit einem Fön erwärmen. Alternativ können Sie das Werkstück an einen Ofen stellen.
Der Backofen sollte als Erwärmungsort allerdings aus gesundheitlichen Gründen gemieden werden. Alles, was mit der Nahrungsaufnahme zu tun hat, sollte nicht mit Weißleim in Verbindung kommen. Vor allem bei der Erwärmung des Leims können nämlich enthaltene Konservierungsmittel austreten und allergische Reaktionen hervorrufen. Deshalb sollten Sie auch grundsätzlich bei der Weißleimverarbeitung nichts essen und trinken.
Essig
Sie können auch versuchen, die Leimstelle mit Essig zu behandeln. Dabei tränken Sie ein Tuch mit Haushaltsessig oder besser noch Essigessenz und lassen es möglichst lang auf die Stelle einwirken.