Notwendigkeit von Dehnungsfugen
Der Aufbau einer Klinkerfassade ist in der Regel als sogenanntes Vormauerwerk (Vormauerschale). Diese Vormauerschale ist gegenüber dem Hintermauerwerk immer in Bewegung. Für diese Bewegungen gibt es unterschiedliche Gründe:
- materialspezifische Verformungen der Vormauer
- Bewegungen, die aus dem Tragstruktur der Vormauer resultieren
- Witterungseinflüsse
- Positionierung zur Sonne (Temperaturdifferenzen)
Um diese Bewegungen, die zu Spannungen innerhalb der Wand führen, zu begrenzen, müssen entsprechende (vertikale) Dehnungsfugen in die Vormauerschale (Klinkerfassade) eingebaut werden. Wie das zu geschehen hat, bestimmt sehr genau die DIN EN 1996.
Abstände für Dehnungsfugen
Die DIN EN 1996 sieht für die erforderlichen Abstände bei allen Ziegelwänden (also auch Klinker) folgende Normwerte vor:
Art der Ausführung | Dehnungsfuge alle … Meter |
---|---|
Vormauerschale mit Luftschicht | alle 10 – 12 m |
Vormauerschale mit Luftschicht und Wärmedämmung | ebenfalls alle 10 – 12 m |
Wandaufbau mit Kerndämmung | alle 6 – 8 m |
Zu beachten ist, dass auch wenn ein Gebäude an seiner Längsseite kleiner als 10 m ist, zumindest an den Ecken Dehnungsfugen eingebaut werden sollten.
Die Temperaturschwankungen bei den einzelnen Wänden können unterschiedlich sein, je nachdem in welcher Position sie zur Sonne stehen. Dehnungsfugen werden dann immer so eingebaut, dass die jeweils stärker von Temperaturdifferenzen beanspruchte Wand eine Dehnfuge an einer weniger beanspruchten Wand hat.
Das heißt:
- die Westwand hat eine Dehnungsfuge vor der Nord- und der Südwand
- die Südwand hat eine Dehnungsfuge vor der Ostwand
- die Ostwand hat eine Dehnungsfuge vor der Nordwand
Dehnungsfuge richtig ausführen
Entlang der Dehnungsfuge müssen zusätzliche Luftschichtanker eingesetzt werden (nach der DIN drei zusätzliche Anker pro laufendem Meter).
Zudem müssen Dehnungsfugen richtig abgedichtet werden. Dazu können verschiedene Materialien eingesetzt werden:
- Fugendichtmassen
- Kunststoff-Klemmprofile
- Dichtungsbänder (z.B. aus Polyurethan)
Anders als die DIN verlangt kann man solche Fugen alternativ auch offen lassen – und etwa den hinter der Vormauerschale liegenden Bereich mit Folien abdichten. Das hat sich in der Praxis bereits lange bewährt.