Wände richtig streichen ist wichtiger denn je
Eine Wand oder eine Decke zu streichen – „da ist doch nichts dabei“, wird sich sicherlich der eine oder andere Maler in Eigenregie denken. Dabei kann beim Streichen von Wänden und Decken richtig viel daneben gehen. Insbesondere bei den Wänden von Neubauten. Wegen der Wärmedämmung werden hier nicht nur spezielle Baustoffe verwendet.
Die erstbeste Farbe ist wahrscheinlich nie die richtige Entscheidung
Darüber hinaus ist das Konzept in vielen energiesparenden Neubauten so ausgelegt, dass die Wände das Raumklima mit beeinflussen. Daher muss die Wand möglichst diffusionsoffen sein. Herkömmliche Dispersionsfarbe ist allerdings nahezu dampfundurchlässig. Gerade deshalb wurde in den letzten Jahren viel beim Streichen von Wänden und Decken falsch gemacht – auch in Altbauten.
Dispersionsfarbe – zu sehr hochgelobt
Mit Schuld ist auch der Umstand, dass herkömmliche Dispersionsfarbe teilweise extrem billig und damit erste Wahl ist. Allerdings sollte noch darauf hingewiesen werden, dass eigentlich jede Farbe Dispersionsfarbe ist. Nur die herkömmlich als Wandfarbe verwendeten Farben werden umgangssprachlich als Dispersionsfarbe bezeichnet – oder besser ausgedrückt: Dispersionsfarbe ist umgangssprachlich das Synonym für herkömmliche Wandfarbe geworden.
Schon die Farbsysteme bieten eine enorme Vielfalt – und große Unterschiede
Deshalb sollten Sie sich zunächst den Untergrund genau anschauen. Wollen Sie einen dispersionsoffenen Anstrich, eigenen sich Silikat- und Silikatharzfarben sowie Silikondispersionsfarben. Allerdings verkieseln reine Silikatfarben (auch bekannt als Wasserglas) mit der Wandoberfläche. Herkömmliche (umgangssprachliche) Dispersionsfarbe hält hier nicht mehr. Außerdem muss beim Anstrich mit einem anderen Farbsystem die obere Putzschicht entfernt werden. Darüber hinaus ist Silikatfarbe auch nicht für Gipswände geeignet.
Dispersionsfarbe verschließt und versiegelt eine Wand buchstäblich
Nur, wie bereits angesprochen, ist die Dispersionsfarbe womöglich ebenfalls die falsche Wahl, weil die Wand nicht mehr atmen kann – damit wäre dann Schimmel vorprogrammiert. Sie müssen sich mit einigen wichtigen Punkten auseinandersetzen.
- um welchen Untergrund handelt es sich
- soll die Farbe diffusionsoffen sein oder nicht
- Innenbereich
- Außenbereich
Dazu kommen aber noch weitere Aspekte, die die direkten Eigenschaften der zu streichenden Fläche betreffen.
- ist der Putz kreidend, stark saugend, sandend, brüchig usw.
- wollen Sie auf eine Tapete tapezieren
- sind noch alte Farbschichten auf den Wänden
Eigenschaften von Putzen
Sandende und brüchige Putze müssen Sie gegebenenfalls erneuern (partiell oder vollständig). Stark saugender Putz benötigt einen Tiefengrund, der das Saug-Niveau neutralisiert. Ist der Untergrund aber zu glatt (Fliesen beispielsweise) benötigen Sie einen Haftgrund.
Tapeten und Altanstriche
Alte Tapeten müssen Sie überprüfen, ob Sie (erneut) überstrichen werden können. Blättert die Tapete an Wand- und Bodenabschlüssen bereits ab? Wirt sie Blasen, wenn sie nass wird? Ähnlich ergeben sich die Fragen bei Altanstrichen: bleibt die Farbe auf der Wand oder nicht? Das können Sie am besten mit einem Klebeband antesten, welches Sie festkleben und dann ruckartig abziehen.
Die Eigenschaften vom Putz können Sie ebenfalls testen.
mit einem Schraubenzieher darüber kratzen
Wasser auf die Wand ausbringen und beobachten, wie schnell oder wenig es einzieht
streichen Sie mit der Hand über Altfarben und testen Sie so, ob sie kreiden
Auf dem Weg zum richtigen Streichen: alles abkleben
Haben Sie all diese Fragen klären können und Farben sowie Grundierungen als auch das benötigte Zubehör kaufen können, sind Sie schon auf einem guten Weg zum richtigen Streichen. Nun werden alle Flächen abgeklebt, die nicht gestrichen werden sollen (Türzargen, andere Wände) und Abschlussleisten abgenommen.
Erst Kanten und schwer zugängliche Stellen streichen
Nach dem Auslegen einer Malerfolie geht es dann los. Streichen Sie zunächst Ecken, Kanten und Abschlüsse großzügig mit einem Pinsel. Dann beginnen Sie mit einer Farbrolle die großen Flächen zu streichen. Die Malerarbeiten mit dem Pinsel sollen in die großen Flächen hineinragen, sodass Sie „nass in nass“ streichen können, um Flecken zu vermeiden.
Richtig streichen bringt viele Vorteile für Sie
Um Flecken zu vermeiden, arbeiten Sie mit der Farbrolle zunächst auf und ab, dann quer links und rechts im zweiten Streichdurchgang. So erhalten Sie eine homogene, gleichmäßige und fleckenfreie Oberfläche. Fazit: Sie sehen also, richtig streichen erfordert in der Tat einiges an Wissen über Baustoffe und Farben. Dafür haben Sie dann aber nicht nur lange Freude an Ihrem Anstrich, er wirkt sich auch noch günstig auf das Raumklima aus.
Greifen Sie bei Dispersionsfarbe besser zur teureren Farbe, die nach den neuesten DIN-EN-Normen bezeichnet ist. Alle anderen Beschreibungen wie „abwaschbar“ ohne die entsprechenden DIN-EN-Normen sagen nichts aus.
Mit dem Preis steigt definitiv die Qualität von Dispersionsfarbe, weil statt den billigen und weitgehend nutzlosen Füllstoffen mehr von den teuren Pigmenten (für die Farbbrillanz) und den Bindemitteln (Farbeigenschaften wie fließen, tropfen, abbinden usw.) Verwendung finden. Das bedeutet auch einen geringeren Farbverbrauch und unterm Strich weniger benötigte Farbe bei höherer Deckkraft und Farbbrillanz.
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