Erklärung von Mischsystem und Trennsystem
Beides sind Entwässerungssysteme. Beim Mischsystem oder Mischverfahren werden alle Arten von Abwasser zusammen über ein System abgeführt. Die Abwasserarten sind:
- Niederschlagswasser (Regen, geschmolzener Schnee)
- der sogenannte Trockenwetterabfluss (alle Abwässer aus Haushalten und Industrien)
- Fäkalien und Feststoffe im Abwasser
Beim Trennsystem werden dagegen das Schmutzwasser mit dem sogenannten Fremdwasser in getrennten Kanälen abgeführt. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile.
Reinigungsbedarf beim Niederschlagswasser
Auch das Regenwasser kann verschmutzt sein. Da der Regen vielfältige Schadstoffe (vor allem anorganische Verbindungen, aber auch Schwefelsäure und Salpetersäure) aus verschmutzter Luft auswäscht, ist die Wasserqualität von Regenwasser oft sehr schlecht.
Dimensionierung von Mischsystemen
Über lange Zeiträume gewachsene Mischsysteme dienen zur Abwasserentsorgung relativ großer Flächenanteile. Wichtig ist daher immer eine ausreichend große Bemessung der Anlagen. Die DIN EN 752 fordert dafür, die örtliche Niederschlagssituation (Maximalniederschläge) in ausreichendem Maß zu berücksichtigen. Nur so ist ein entsprechender Überflutungsschutz gegeben.
Zusätzlich gibt es bei jedem Mischsystem auch ein sogenanntes Entlastungssystem. Wenn die Wassermenge zu groß ist, wird das Mischwasser zum Schutz vor Überflutungen direkt in einen Vorfluter geleitet. Wie diese Überleitung erfolgen muss, ist regional unterschiedlich verordnet, die diesbezüglichen Vorschriften richten sich nach dem System und der Wasserbeschaffenheit im jeweiligen Gewässer, das als Vorfluter dient.
Vor- und Nachteile beider Systeme
Beim Trennsystem besteht eindeutig der Vorteil, dass die großen Regenwassermengen nicht von der Kläranlage verarbeitet werden müssen, sondern getrennt aufgefangen und direkt in ein Gewässer geleitet werden.
Die Verschmutzung des Regenwassers spielt insofern nur eine untergeordnete Rolle, weil das Regenwasser ja auch über den auf das Gewässer auftreffenden Niederschlag in das Wasser gelangt. Um den Vorfluter zu entlasten werden häufig auch sogenannte Regenrückhaltegräben angelegt.
In einem Rückhaltegraben wird das gesammelte Regenwasser aufgestaut. Ein Teil davon kann versickern oder verdunsten. Damit wird die in den Vorfluter gelangende Regenwassermenge reduziert.
Der Nachteil beim Trennsystem liegt gegenüber dem Mischsystem allerdings darin, dass der baulich Aufwand deutlich höher ist. Auch die Herstellung von Hauswasseranschlüssen ist damit aufwändiger und teurer.
Ein weiterer möglicher Nachteil ist, dass alle Verschmutzungen, die das Regenwasser nach langen Trockenzeiten von Plätzen und versiegelten Flächen (zum Beispiel von Dächern) schwemmt, ungeklärt und ohne Aufbereitung in den Vorfluter gelangt.
Nachteilig beim Mischsystem ist hingegen die große anfallende Wassermenge, die sich durch die Erschließung von Neubaugebieten wiederum deutlich vergrößert und die Kläranlagen mengenmäßig überfordert.
Bei hohen Wassermengen gelangt das gesamte Mischwasser ungeklärt in den Vorfluter. Bedenken hinsichtlich des Gewässerschutzes sind hier angebracht, vor allem wenn die Dimensionierung des Systems trotz zahlreicher Neubaugebiete nicht verändert wird.
Situation in Deutschland
Derzeit sind noch rund die Hälfte aller Kanalsysteme als Mischsystem ausgeführt, in neu erschlossenen Gebieten wird aber immer häufiger auf ein Trennsystem zurückgegriffen, um einen höheren Gewässerschutz zu gewährleisten. Häufig wird die Anlage eines Trennsystems heute auch schon zur grundlegenden Voraussetzung, damit ein Bebauungsplan überhaupt genehmigt wird.