Unterscheidungen bei Estrich
In modernen Häusern ist der Estrich oft mehrschichtig aufgebaut. Neben der Trittschall- und Wärmedämmung wird häufig auch eine Fußbodenheizung integriert. Man unterscheidet folgende technische Estrichverlegungen:
- abbindebeschleunigter Estrich
- herkömmlich abbindender Estrich
Im Folgenden gehen wir auf das Lüften eines herkömmlich abbindenden Zementestrichs ein.
Trocknen und Lüften von Estrich und Zementestrich
Beim Einbau, Trocknen und Lüften sind die Normen gemäß DIN 18560 und 18353 einzuhalten. Im Rahmen dieser Vorgaben kann der Estrich zum Trocknen beheizt und zur Abführung der entstandenen Feuchtigkeit gelüftet werden.
Temperaturbereich für die Trocknung des Zementestrichs
Der Zementestrich sollte in einem Temperaturfenster von 5 bis 15 Grad Celsius trocknen. Temperaturen über 15 °C führen zu einer zu schnellen Austrocknung und können verschiedene Schadensbilder verursachen. Unter 5 Grad verlangsamen sich die Trocknung und der chemische Prozess erheblich. Unter 0 Grad kann es sogar zu einem völligen Abbruch der Prozesse kommen.
Deshalb ist die Temperatur in diesem Bereich zu halten. Außerdem muss der Bau zur Atmosphäre, also nach außen hin, dicht sein. Bei einem abbindebeschleunigten Zementestrich (z. B. durch Bodenheizung) kann bereits nach drei Tagen mit dem Lüften begonnen werden. Bei gewöhnlich abbindenden Estrichböden beträgt die Wartezeit dagegen sieben Tage.
Den Zementestrich bzw. Bau richtig lüften
Auch das Lüften selbst muss an die Prozesse angepasst werden. Durchgehendes Lüften (z. B. Kipplüften) ist gänzlich zu vermeiden. Beim Kipplüften liegt der Unterschied in der Entfeuchtung bei ca. 10 %. Dafür wird aber der Bau und damit auch der Zementestrich ausgekühlt. Das ist unbedingt zu vermeiden.
Stattdessen wird ab dem dritten Tag (beschleunigtes Abbinden) bzw. ab dem siebten Tag (herkömmliches Abbinden) ein Stoßlüften empfohlen, das ebenfalls mit System durchgeführt werden sollte. Dabei wird auf einer Seite des Gebäudes das Fenster für 10 Minuten geöffnet und wieder geschlossen. Die nächste Stoßlüftung erfolgt dann auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite in gleicher Weise. Das Lüften wird einmal am Abend und einmal am Morgen durchgeführt.
Richtiges Lüften und Trocknen nur mit fachlicher Begleitung
Das Trocknen und Lüften des Estrichbodens sollte nicht ohne eine Fachkraft erfolgen. Achten Sie darauf, dass der gesamte Vorgang unter sachkundiger Aufsicht stattfindet. Andernfalls kann es sein, dass Sie bei der Beanstandung von daraus resultierenden Baumängeln keinen Anspruch auf Kompensation haben.
Weitere wichtige Aspekte bei der Herstellung von Zementestrichen
Darüber hinaus sind noch weitere Aspekte zu beachten. In mehrgeschossigen Gebäuden ist beim Herstellen der Belegreife des Zementestrichs auch darauf zu achten, dass z.B. im Treppenhaus nicht gelüftet wird, selbst wenn die Türen zu Räumen oder Wohnungen geschlossen sind.
Durch das Lüften im Treppenhaus bei mehrgeschossigen Gebäuden kommt es zu einer Zugwirkung und es entsteht ein Unterdruck, der beispielsweise durch den Keller oder offene Türen und Fenster im Erdgeschoss ausgeglichen wird.
Geben Sie dem Estrich die Zeit, die er benötigt
Halten Sie sich strikt an die zeitlichen Vorgaben. Auch wenn dadurch andere Gewerke in Zeitnot geraten. Wird der Trocknungs- und Lüftungsprozess des Zementestrichs nicht fachgerecht eingehalten, kann der Abbindevorgang, insbesondere in den Kapillaren des Estrichs, gestört oder unterbrochen werden.