Kompletter Abtrag nur selten erforderlich
Viele Ratgeber empfehlen alternativlos, dass beim Renovieren einer Dickschichtlasur der alte Auftrag in jedem Fall restlos entfernt werden muss. Praktische Erfahrungen zeigen allerdings, dass es durchaus möglich ist, beispielsweise am Fenster Dickschichtlasuren auszubessern, ohne sie komplett abzutragen.
Statt einem kompletten Abschleifen oder Abschaben, gegebenenfalls nach Erhitzen, ist eine Anschleifen oft ausreichend. Als Faustregel gilt, wenn das Abschleifen und Abbürsten mit einer Drahtbürste alle losen Bestandteile entfernt haben.
Seit vielen Jahren ist das Kombinieren von Lasuren eine oft angewendete Praxis. Vor dem Fenster streichen mit Dickschichtlasur wird eine Dünnschichtlasur eingebracht. Liegt diese Bearbeitungsform vor, stellt sich bei einem angestrebten kompletten oder vollständigen Abtragen die Frage, wann ist die Dickschicht entfernt und wo beginnt die Dünnschicht?
Checkliste für das Renovieren von Dickschichtlasuren
- Blättert die alte Lasur ab oder weist sie Risse auf (auch Haarrisse)
- Bei Abblätterungen und Rissen muss mindestens so viel Altlasur abgetragen werden, dass keine losen Bestandteile zurückbleiben
- Ein generelles Abtragen und Entfernen von Altlasuren ist nicht erforderlich
- Bei zu großer Schichtdicke (ab etwa viertem Überstreichen) muss abgeschliffen werden, in diesem Fall empfiehlt sich das Freilegen des Holzes
- Soll nachträglich eine Dünnschichtlasur eingearbeitet werden, muss das Holz „nackt“ aufgearbeitet werden und alle Lasurrückstände restlos entfernt werden (Hobel, Schleifmaschine, Spachtel, Zieheisen, gegebenenfalls Hitze)
Weitere praktische Tipps
Die Haltbarkeit eines neun Anstrichs lebt immer auch, wie bei jedem Anstrich auf jedem Untergrund, von der Fähigkeit einer guten Haftung. Eine alte Dickschichtlasur muss mindestens sauber und fettfrei sein.
Um zu testen, ob die alte Dickschichtlasur noch ausreichend stark ist, kann ein feuchtes Tuch helfen, Wenn es aufgelegt wird und innerhalb von zehn Minuten Farbe annimmt, ist die alte Lasur renovierbedürftig.
Diskussion um wasser- und lösemittelbasierte Dickschichtlasuren
Die Erfahrungen und Meinungen erfahrener Laien und Fachleuten decken sich nicht in allen Fällen. Populär und verbreitet ist die Ansicht, dass wasserbasiert Produkt problemlos auf lösemittelbasierte Lasuren aufzubringen sind – aber nicht umgekehrt. Renommierte Hersteller widersprechen diesem Urteil.
Acryle = Wasserbasiert
Alkyde = Lösemittelbasiert
Im Allgemeinen geht das Überstreichen in beide Richtungen, wobei ein Anschleifen in jedem Fall hilfreich ist. Das komplette Entfernen ist nur bei zu großen Schichtdicken erforderlich. Andere Meinungen unterscheiden zwischen Acryl- und Alkydlasuren. Dünnflüssige Acryllasuren sollten demnach nicht mit lösemittelbasierten Mitteln überstrichen werden, bei Alkyd sei das kein Problem.