Das Streichen der Hausfassade ist mit dem richtigen Wissen nicht schwer
Im Innenbereich von Wohnungen und Häusern führen Heimwerker nahezu alle Streicharbeiten selbst durch. Vor Fassaden haben viele jedoch Respekt. Dabei ist das Streichen einer Hausfassade fast einfacher als das hochwertige Streichen im Innenbereich. Denn gerade innen kommen viel mehr Materialien für den Untergrund infrage, die sich nicht mit allen Farbsystemen vertragen. Somit bleibt dann als größte Hürde wohl nur der Bedarf eines Gerüstes. Doch inzwischen gibt es selbst in kleinen Städten zahlreiche Baumärkte und Werkzeugmietstationen, wo Sie auch Baugerüste ausleihen können. Also steht dem Streichen der Hausfassade fast nichts mehr im Weg. Die Vorarbeiten sind wie immer entscheidend, wie gut die gestrichene Fassade später aussehen wird.
Die Arbeitsbereiche können Sie in fünf Bereiche unterteilen:
- Gerüst aufbauen
- Sicht- und Bestandsprüfung
- Intensivreinigung der Fassade
- Grundieren und Streichen der Fassade
- Gerüst abbauen
Das Gerüst auf- und abbauen
Das Gerüst auf- und abbauen wollen wir hier nicht näher ausführen. Gerade bei großen Gerüsten sollte diese Arbeit unbedingt von einem Fachbetrieb durchgeführt werden.
Die Sicht- und Bestandsprüfung
Der Zustand des Altanstrichs
Fassade ist nicht gleich Fassade. Nicht nur, dass es Sichtputzfassaden und verkleidete Fassaden gibt. Die Putze lassen sich nach mineralischen sowie Kunstharz- und Dispersionsputzen unterscheiden. Das ist bei der späteren Farbwahl entscheidend. Darüber hinaus ist es aber der Zustand des Putzes, der zunächst Ihr Interesse haben sollte. Wischen Sie mit der Handfläche über die Fassade. Zahlreiche Altanstriche hinterlassen auf Ihrer Hand eine dicke weiße Staubschicht? Ist dem so, muss die Fassade zwingend gereinigt werden. Dazu setzen Sie Hochdruckreiniger (129,00€ bei Amazon*) und Bürsten ein.
Die Beschaffenheit vom Putz
Nun geht es um die eigentliche Konsistenz des Putzes. Geben Sie eine große Wassermenge auf den Putz. Läuft das Wasser ab oder zieht es nahezu vollständig in den Putz ein? Bei einem stark saugenden Putz müssen Sie unbedingt einen entsprechenden Haftgrund vor dem eigentlichen Streichen auftragen. Doch Sie müssen noch einen weiteren Test machen. Ziehen Sie mit einem Nagel oder Schraubenzieher kräftig über den Putz. Zerbröselt der Putz, müssen Sie diese zerbröselnde Schicht vollständig entfernen und neu verputzen. Das kann kleine Teilbereiche ebenso wie die ganze Fassade treffen.
Die Anhaftung des Putzes prüfen
Abschließend prüfen Sie noch, wie gut anhaftend der Putz ist. Dazu benötigen Sie ein kleines flaches Brett oder einen kleinen Holzklotz sowie einen Hammer. Nun klopfen Sie über das Holz die ganze Fassade ab. Klopfen Sie durchaus fest, aber dennoch mit Gefühl. Platzt der Putz ab, entfernen Sie ihn an diesen Stellen großzügig. Betrifft es nahezu die gesamte Fassade, muss der gesamte Putz in der oberen Schicht runter und neu verputzt werden. Abschließend suchen Sie die insbesondere in Bodennähe noch nach feuchten Mauern ab. Ist das Mauerwerk nass, sehen Sie das am ehesten durch Ausblühungen und abgeplatzte Farbe. Dann müssen Sie erst das Mauerwerk sanieren und trocknen.
Intensivreinigung der Fassade
Die Reinigung ist auch ein mechanischer Qualitätstest für Altanstrich und Putz
Ist die Fassade so weit überprüft, unterziehen Sie sie einer Grundreinigung mit Hochdruckreiniger und Bürste. Durch diese mechanisch starke Beanspruchung werden Sie weitere Schadstellen ebenfalls sehr schnell finden. Achten Sie nicht nur darauf, dass der Staub der letzten Farbe gut abgewaschen wird, auch Moose und andere Schmutzpartikel müssen komplett abgewaschen werden. Ist die Fassade nach dem Reinigen in Ordnung, müssen Sie das Wasser vollständig abtrocknen lassen. Das kann mehrere Tage dauern. Das ist umso wichtiger, wenn Sie beispielsweise nicht oder wenig diffusionsoffene Dispersionsfarben benutzen wollen, welche die Feuchtigkeit regelrecht im Mauerwerk versiegeln würden.
Teilweise und komplett neu verputzen vor dem Streichen der Fassade
In den meisten Fällen werden Sie aber vor dem Grundieren Ausbesserungsarbeiten am Putz durchführen müssen. Für kleinere Stellen, die Sie ausbessern wollen, können Sie herkömmlichen Reparaturmörtel verwenden. Handelt es sich aber um größere Schadstellen, die neu verputzt werden müssen, ist es ratsam, den original verwendeten Putz zum Ausbessern zu verwenden. Je nachdem, welchen Putz Sie verwenden (Dispersions- Kunstharz- oder mineralischen Putz), kann das anschließende Trocknen und Härten von wenigen Tagen bis hin zu einigen Wochen dauern.
Das Streichen der Fassade
Die Fassadenfarben
Zum Streichen der Fassade benötigen Sie also gegebenenfalls eine Grundierung und eine Deckfarbe. Dazu stehen Ihnen verschiedene Farbsysteme zur Verfügung, deren wichtigste Unterschiede hauptsächlich im Bindemittel liegen.
- Kalkfarben
- Silikatfarben
- Dispersionsfarben
- Silikatdispersionsfarben
- Silikatharzfarben
- Reinacrylatfarben
Kalkfarben und Kalkschlamm
Das ist die Methode, wie Fassaden über Jahrhunderte gestrichen wurden – mit gelöschtem Kalk. Der hat den Vorteil, dass er auf nahezu jedem Untergrund anhaftet. Insbesondere ist er aber großzügig diffusionsoffen, sodass das Mauerwerk seinen Feuchtigkeitsgehalt bestens regulieren kann. Der größte Nachteil von Kalkfarben ist jedoch die schlechte Witterungsbeständigkeit. Der wird dadurch wettgemacht, dass kein anderes Farbsystem eine solche Leuchtkraft besitzt wie Kalkfarbe.
Dispersionsfarben
Sie galten über Jahrzehnte als das Nonplusultra: leicht anzurühren und zu verarbeiten, darüber hinaus äußerst attraktiv in den Kosten. Allerdings hat Dispersionsfarbe mit die schlechtesten Diffusionseigenschaften. Eine Feuchtigkeitsregulierung kann so gut wie gar nicht mehr erfolgen, da diese Farbe beinahe wie eine Versiegelung wirkt.
Silikatfarben
Silikatfarben sind auf mineralischen Putzen die derzeit besten Alternativen. Sie sind stark diffusionsoffen und durch das Wasserglas verkieseln sie mit der Fassade, sie verschmelzen also regelrecht mit der Putzfassade, sodass Sie mehr als nur stark anhaftend ist. Es handelt sich um Zwei-Komponenten-Farben, die selbst abgemischt werden müssen. Nicht stark kreidender Untergrund ist hier beste Voraussetzung. Zudem haften Sie auf den klassischen Putzen von Altbauten hervorragend, so zum Beispiel Kalksandstein und anderen mineralischen Wärmedämmputzen.
Silikatdispersionsfarben
Ähnlich wirken sich Silikatdispersionsfarben aus. Allerdings sind sie nicht so gut feuchtigkeitsregulierend wie reine Silikatfarben. Dafür sind es fertig abgemischte Farben und die Verarbeitung ist denkbar einfach.
Silikatharzfarben
Silikatharzfarben sind eine moderne Weiterentwicklung von Silikatfarben. Sie sind besonders gut auf kalkigen Untergrund geeignet. Sie sind seidenmatt und stark diffusionsoffen. Darüber hinaus besitzen sie eine geringe Regendurchlässigkeit. Nahezu jede Oberfläche kann damit gestrichen werden.
Reinacrylatfarben
Sie stellen die aktuellen Spitzenprodukte dar. Auf nahezu allen Untergründen (selbst Beton und Faserzement) sind sie außerordentlich gut anhaftend. Dabei haben sie die geringste Regendurchlässigkeit, sind aber in bestem Maße diffusionsoffen. Basierend auf Dispersionstechnologie binden Sie ausgezeichnet mit der Fassade ab und bieten langfristigen Schutz. Zudem neigen sie nicht wie andere Fassadenfarben zum Vergilben.
Das Streichen der Hausfassade
Das Streichen der Hausfassade erfolgt dann nass in nass. Das heißt, sämtliche gerade gerollten Flächen überschneiden sich mit den neu gerollten Flächen. Gestrichen wird dabei längs (aus und ab), aber auch quer. Je nach Untergrund kann es durchaus erforderlich sein, dass Sie zwei Arbeitsdurchgänge zum Streichen festlegen müssen.
Streichen Sie nie bei extremen Temperaturen im Hochsommer und nicht in der prallen Sonne. Dadurch trocknet die Farbe zu schnell und es kann zu unerwünschten und ungleichmäßigen Schattierungen kommen. Darüber hinaus sollten die Temperaturen auch nicht unter 5 Grad Celsius liegen.
Besorgen Sie genügend Abdeckmaterial für Ihre Fenster und Türen und kleben Sie diese schon vor dem Reinigen gründlich ab.
Jedes Farbsystem hat unterschiedliche Eigenschaften nicht nur bezogen auf den jeweiligen Untergrund. Sie sind auch unterschiedlichen Umwelteinflüssen angepasst. Daher sollten Sie dem verwendeten Putz, dem Altanstrich und den dafür möglichen Farbsystemen die größtmögliche Aufmerksamkeit schenken.
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