Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Grundsätzlich lauten die ersten Antworten schnell, dass Acrylfarbe, die beispielsweise als Kindermalfarbe angeboten wird, nicht giftig sein könnte, da die Europäische Union keine giftigen Farben in diesem Bereich gestattet. Doch ganz so einfach ist es aber nicht. Dazu ist es zunächst wissenswert, wie Acrylfarbe aufgebaut ist:
- Farbpigmente
- Bindemittel (Acrylbinder)
- Verdünnung (meist Wasser)
- unterschiedliche Zusätze und Additive, die enthalten sein können aber nicht müssen
Die Farbpigmente können durchaus gesundheitsschädlich sein
Die Frage, ob Acrylfarben nun giftig sind, werden schon durch wenige Eigenschaften gerechtfertigt, die Acrylfarben haben können. Mit den Farbpigmenten beginnt es bereits. Hierzu werden verschiedene Ausgangsstoffe verwendet. In der Vergangenheit und heute noch bei bestimmten Farben ist beispielsweise Grünspan ein solches Farbpigment. Die Giftigkeit von Grünspan müssen wir wohl nicht näher erläutern.
Sind Acrylfarben umweltschädlich?
Acrylfarben enthalten Acrylharz. Dabei handelt es sich um einen Kunstharz, also praktisch Kunststoff. Sicher haben Sie schon von dem Mikroplastikproblem in der Welt gehört. Acrylfarben sind eine nicht zu unterschätzende Quelle von Mikroplastik: Sowohl beim Auswaschen von Pinseln als auch beim Abblättern von Farbe gelangen Mini-Plastikteilchen in die Umwelt.
Verschiedene Farbpigmente für Farben
Pigmente lassen sich nach organisch und anorganisch unterscheiden. Einige werden aus Mineralien, wieder andere chemisch gewonnen. Insbesondere die chemischen Farbpigmente können Cadmium oder Chrom enthalten. Chromoxid selbst ist ebenfalls ein Farbpigment. Die Verdünnung ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Zwar wird immer wieder betont, dass diese bei den meisten Acrylfarben auf Wasser basiert. Aber eben nur bei den „meisten“ Acrylfarben.
Auch Maler und Lackierer verwenden Acrylfarben
Maler und Lackierer greifen nämlich ebenfalls auf Acryllacke zurück. Zuvor wurden vornehmlich Nitrolacke verwendet. Die geeigneten Verdünnungen haben einen Anteil von rund 70 bis 80 Prozent an gesundheitsschädlichen Stoffen. Der Anteil gesundheitsschädlicher Stoffe bei Verdünnungen von Acryllacken besteht dagegen „nur“ noch aus 7 bis 15 Prozent.
Der besondere Fall mit Kindermalfarben auf Acrylbasis
Dem stehen Kindermalfarben gegenüber, die ebenfalls Acrylfarben darstellen. Zwar dürfen diese Farben nicht giftig sein laut den entsprechenden EU-Verordnungen. Dennoch müssen für die Farben zum Teil Konservierungsmittel und andere Stoffe verwendet werden, um Schimmel oder andere unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden. Die absolut unschädliche Acrylfarbe ist also durchaus anzuzweifeln.
Machen Sie sich selbst ein Bild
Dazu nur ein anderes Beispiel. Acrylfarbe auf der Haut ist relativ häufig zu finden, da Bodypainter ebenfalls diese Farben verwenden. Dabei kommt es individuell immer wieder zu Reizungen der Haut durch die Inhaltsstoffe.
Verschiedene Acrylfarben mischen
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Umstand, dass jeder Hersteller unterschiedliche Konservierungsstoffe, Verdünner-Verfahren und Pigmente verwendet. Acrylfarbe lässt sich also nicht pauschal als giftig oder ungiftig einordnen. So kann es sogar zu unerwünschten chemischen Effekten kommen, wenn Acrylfarben unterschiedlicher Hersteller miteinander gemischt werden. Daher gilt immer, nie Acrylfarben verschiedener Hersteller miteinander zu mischen.
Asbest wurde erst in den 1990ern verboten, obwohl schon in den 1940ern bekannt war, dass die „Wunderfaser“ hochgradig krebserregend ist. Jedoch war Asbest lange Zeit der wichtigste Grundstoff zahlreicher Industrien wie der Baustoff- oder auch der Rüstungsindustrie. Diese Industrien haben enorme Lobbys hinter sich stehen und konnten das Asbestverbot entsprechend lange hinauszögern. Den Vorgaben der EU sollte folglich niemand blindlings vertrauen.