Alten Balkon entfernen und erneuern oft die optimale Lösung
Der Trend hin zur Urbanisierung ist ungebrochen. Doch gerade in der Stadt ist der Wert eines Balkons für die Mieter bzw. Immobilienbesitzer oft unbezahlbar. Aber an einen modernen Balkon werden Ansprüche gestellt, bei denen ein alter Balkon meist nicht mehr mithalten kann. Zwar ist das Erweitern von einem Balkon durchaus eine Option, besser ist aber oft gleich das vollständige Nachrüsten von einem neuen Balkon.
Vielen alte Balkone bergen zahlreiche Nachteile
Im Ratgeber „Balkonarten“ erklären wir Ihnen die verschiedenen Balkonarten auch nach ihrer Befestigungstechnik. Darunter sind die gerade die im 20. Jahrhundert bis in die 1980er fast ausschließlich auskragenden Balkon-Betonplatten (Kragplatten) verwendet worden. Diese Balkone bringen aber oft gleich mehrere Nachteile mit sich:
- zu schmal (in der Tiefe zwischen 1,50 und 1,80 m)
- Undichtigkeiten zur Fassade (Feuchtigkeitseintritt)
- Wärmebrücken (eher Kältebrücken)
- aufgrund des Alters sehr starker Sanierungsbedarf
- Balkonaufbau der Kragplatte nicht mehr zeitgemäß
Alte Balkone: oft eine nicht kontrollierbare Kältebrücke
Insbesondere die Kältebrücke stellt ein großes Problem dar. Die Kragplatte ist in der Regel fest mit der Betoninnendecke des Gebäudes verbunden. Zusätzlich finden sich in älteren Kragplatten noch keine ISO-Körbe, aber auf jeden Fall Stahlträger, die die Kälte noch besser leiten. Damit können die strengen Vorschriften der Energieeinsparverordnung (EnEV) nicht oder nur sehr schwer eingehalten werden.
Vollständiges Ersetzen des alten Balkons daher oft vorzuziehen
Daher ist meist auch bei Balkonen, die noch gut in Schuss sind, das vollständige Abtrennen des alten Balkons die vernünftigste Option. Anschließend können Sie dann einen entsprechenden Balkon anbauen, der von der Fassade entkoppelt ist, also beispielsweise einen Anbaubalkon, besser aber noch einen Vorsatzbalkon.
Das Abschneiden vom alten Balkon
Das Abtrennen des Balkons ist dabei relativ unspektakulär. Mithilfe einer Betonsäge können Sie Ihren Balkon absägen. Dennoch müssen Sie in den meisten Fällen ein darauf spezialisiertes Unternehmen beauftragen. Der alte Balkon muss vor dem Abschneiden entsprechend gegen einen unkontrollierten Absturz gesichert werden.
Gleichzeitig wird die alte Kragplatte an einen entsprechenden Schwerlastkran gehängt, der die Platte dann behutsam ablässt und über einen Container oder Lkw entsorgt. In einigen Fällen, beispielsweise dann, wenn der Balkon nicht über einen mobilen Kran erreichbar ist, können Sie den Balkon auch in kleine Teilstücke zersägen. Aber auch hier ist die Absturzsicherung von Balkonteilen und vor allem den Arbeitskräften vorrangig.
Das Arbeitsgerät muss entsprechend hochwertig sein
Zudem müssen Sie beim Absägen mit einer Betonsäge beachten, dass auch Stahlträger im Beton sind. Wollen Sie den Balkon sofort in einem Stück bündig zur Fassade abtrennen, kann gegebenenfalls der Einsatz einer Nutfräse für Beton, also einer Betonfräse, sinnvoller sein.
Die Kosten beim vollständigen Entfernen eines Balkons
Bezüglich der Kosten, einen Balkon abzuschneiden, ist die Beauftragung eines herkömmlichen Abbruchunternehmens oft der falsche Ansatz. Denn streng genommen handelt es sich beim Abreißen eines Balkons um einen relativ kleinen Arbeitsauftrag. Schon alleine der Transport eines entsprechenden Abbruchbaggers könnte die Kosten des ordinären Abschneidens massiv überschreiten.
Risiken beim Abtrennen
Andererseits sind mit dem Abtrennen eines Balkons zahlreiche Risiken verbunden:
- herabstürzende Teile
- Splitter, Staub und größere Partikel beim Absägen
- professionelles Ablassen und Verladen der Kragplatte
- Absturzgefahr der Arbeitskräfte
Spezialbetrieb statt Abbruchunternehmen meist die günstigere Wahl
Die Beauftragung eines Spezialunternehmens hört sich zunächst für die meisten Menschen nach entsprechend hohen Kosten an. Doch im Fall des Balkonabrisses werden Sie bei der Wahl eines entsprechenden Fachbetriebs unterm Strich viel Geld sparen und versichert ist der Abriss auch noch. Daher sollten Sie zunächst nach solchen Fach- und Spezialbetrieben suchen, die diese Dienstleistungen anbieten. Insbesondere in Großstädten dürften Ihre Chancen steigen.
Der perfekte Zeitpunkt zum Entfernen
Stellt sich letztendlich nur noch die Frage, wann das Abschneiden und Ersetzen des alten Balkons am ehesten lohnt. Da Sie selbst einen Vorsatzbalkon an der Fassade befestigen müssen, sollten Sie das Erneuern Ihres Balkons möglichst immer mit der Durchführung der Fassadendämmung zusammenlegen. Gerade an Bestands- und Altbauten werden meist Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) angebracht, die bis zu 50 cm auftragen.
Bauanträge zusammenfassen, nicht nur zum Kosten sparen
Dabei werden oft auch Baulinien laut Bebauungsplan überschritten oder Grenzabstände zu Nachbarn können nicht mehr eingehalten werden. Wie das Erneuern des Balkons selbst ist dann auch für die Fassadendämmung eine Baugenehmigungs- oder Bauanzeigenpflicht gegeben. Beides zusammenzulegen und einen entsprechend weiter auskragenden Balkon (bis zu 3 m Tiefe oder mehr) in diesem Zusammenhang in das Baugenehmigungsverfahren zu bringen, dürfte die Chancen auf Erteilung erhöhen.
Verbinden Sie den Balkonabbruch mit der WDVS-Montage
Zudem stellt jede Verbindung des Balkons mit der Fassade einen ebenso großen Schwachpunkt für das WDVS dar, wie auch der Anschluss an Fenster. Um die professionelle Durchführung zu gewährleisten, sollten Sie beide Arbeiten zusammenlegen, sodass auch die Abdämmung und Entkopplung des Balkonanschlusses sichergestellt ist und Ihr WDVS die geforderten Dämmwerte erreicht.