Zunächst sicherstellen, ob Kupferrohre verwendet werden können
Bevor Sie sich mit der Frage auseinandersetzen, ob die Kupferrohre gepresst oder gelötet werden sollten, ist es wichtig abzuklären, ob Sie überhaupt Kupferrohre verwenden können oder sollten. Die Korrosion von Kupferrohren ist ein äußerst komplexes Thema.
Auch andere Werkstoffe korrodieren, allerdings unter ganz anderen Bedingungen. Neben dem oben genannten Link empfehlen wir auch unseren ausführlichen Ratgeber „Kupferrohre und Lochfraß„.
Verbindungstechniken für Kupferrohre
Wenn Sie sicher sind, dass Sie Kupferrohre für Ihre Installationen verwenden können, stellt sich schnell die Frage, wie die Kupferrohre miteinander verbunden werden sollen. Grundsätzlich gibt es verschiedene Verbindungstechniken:
- Löten (Hart- und Weichlöten, Hochtemperaturlöten)
- Schweißen
- Pressen (Fittings zum Quetschen)
- Löten und Pressen in Kombination (Pressfittings werden innen gelötet)
- Kleben
Zunächst kommt es auf die Anwendung an, für die Kupferrohre verlegt werden sollen. Wie bereits erwähnt, hängt die Wahl des Rohrmaterials bei Wasserleitungssystemen stark von der Zusammensetzung des Wassers ab. Bei Kupferrohren ist zusätzlich zu beachten, dass es auch Varianten gibt, die innen verzinnt sind und dadurch völlig anders auf die Wasserzusammensetzung reagieren.
Das Kleben von Kupferrohren
Heute noch zweitrangig, ist das Kleben von Kupferrohren eine Verbindungstechnik, die durchaus Zukunft hat, wie die innovative Automobilindustrie derzeit beweist. Dort werden Metalle immer häufiger nicht mehr geschweißt, sondern geklebt. Die Industrie entwickelt enorm hochwertige und feste Klebstoffe.
Mögliche Anwendungen für Kupferrohre
Kupferrohre können für verschiedene Anwendungen eingesetzt werden:
- Wasser (Trinkwasser, Heizung, Abwasser, Regenwasser, Heiß- und Kaltwasser usw.)
- Öl (hydraulische Leitungen)
- Luft (pneumatische Leitungen)
- Erdgas und Flüssiggas (Energieversorgung)
- Kombinationen wie in der Kältetechnik (technische Kältegase mit Öl und anderen Additiven)
Einschränkungen durch Regelwerke und Vorschriften
Eventuell erübrigt sich die Frage nach der zu wählenden Verbindungstechnik durch die gesetzlichen Vorschriften. Der DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches) hat zahlreiche Vorschriften und Arbeitsblätter zusammengestellt, die nun im Zuge der EU-Harmonisierung zunehmend in den DIN EN-, DIN ISO-Normen etc. aufgehen.
Daraus ergeben sich auch Vorgaben, welche Verbindungstechniken angewendet werden dürfen. Bezogen auf das Löten von Kupferrohren wäre das z.B. das Hartlöten von Kupferrohren bei Heizungsanlagen mit hohen Temperaturen (über 95 Grad Celsius), während das Weichlöten von Kupferrohren bei der Trinkwasserversorgung anzuwenden ist.
Nicht immer ist das Löten und Pressen gleichermaßen gestattet
Aus diesen Vorschriften geht auch hervor, ob es zwingend notwendig ist, die Kupferrohre zu pressen oder zu löten, oder ob beides möglich ist. Wenn Kupferrohre sowohl gepresst als auch gelötet werden dürfen, gilt es, die Vor- und Nachteile beider Verfahren gegeneinander abzuwägen.
Löten versus Pressen von Kupferrohren
Vor- und Nachteile des Pressens von Kupferrohren
Die Nachteile beim Pressen von Kupferrohren:
- höhere Materialkosten für Fittings
- Systeme in der Regel nicht herstellerübergreifend kompatibel
- für jedes System werden spezielle Presswerkzeuge benötigt
- es muss genügend Platz vorhanden sein, um die Rohre pressen zu können (Sanierung)
- bei offen verlegten Systemen optisch wenig ansprechend
- bei späteren Sanierungen oder Reparaturen sehr schwer instandzusetzen
Vorteile beim Pressen von Kupferrohren
- sehr schnelles Arbeiten (deutlich geringere Arbeitskosten)
- modernes Verbindungsverfahren
Vor- und Nachteile des Lötens von Kupferrohren
Nachteile beim Löten von Kupferrohren
- deutlich höhere Arbeitskosten, da sehr sauber gearbeitet werden muss
- Risiko minderwertiger Lötverbindungen
- besonders beim Hartlöten bei unsachgemäßem Löten Gefahr von Lochfraß
- Läufer und Spritzer durch Flussmittel und Lot bei unsauberer Arbeit
Die Vorteile beim Löten:
- ausgereifte Verbindungstechnik
- Fittings und Rohre haben Standardmaße und können herstellerübergreifend eingesetzt werden
- deutlich geringere Materialkosten
- optisch schlank und ansprechend bei offenen Systemen
- nachträgliches Instandsetzen, Teilsanieren oder Abdichten eines Kupferrohrs einfach zu bewerkstelligen
Fazit der Gegenüberstellung
Die Vor- und Nachteile der beiden Systeme sind also teilweise völlig gegensätzlich. Die Kosten unterscheiden sich kaum, da beim Pressen die Materialkosten hoch und die Lohnkosten niedrig sind, während beim Löten die Materialkosten niedrig und die Lohnkosten höher sind.
Besonders zu berücksichtigen beim Löten
Löten, insbesondere Hartlöten, erfordert sehr sauberes und sachkundiges Arbeiten. Arbeitsschritte wie das Entgraten der Kupferrohre, das Kalibrieren der Kupferrohre und das Verlöten müssen professionell ausgeführt werden. Insbesondere das Weichlöten setzt eine erfahrene Fachkraft voraus.
Besonders zu berücksichtigen beim Pressen
Kupferrohrsysteme haben bei sachgemäßer Montage und regelmäßiger Wartung und Pflege eine Lebensdauer von mindestens 40 bis 60 Jahren. Bei gepressten Kupferrohren muss daher sichergestellt sein, dass die Versorgung mit Fittings durch einen Hersteller auch nach Jahrzehnten noch gewährleistet ist. Das bedeutet, dass Sie sich auf jeden Fall für einen der großen Markenhersteller entscheiden müssen und selbst dann ungewiss ist, ob Sie in 40 Jahren noch passende Fittings als Ersatzteile bekommen.
Aufgrund der hohen Kupferpreise können inzwischen auch Edelstahlrohre eine echte Alternative sein. So sind zwar nicht alle rostfreien Edelstähle und Stähle immun gegen Korrosion. Für Chrom-Nickel-Edelstahl, der zusätzlich mit Molybdän legiert wird, gilt dies jedoch. Dieser Edelstahl ist nahezu unbegrenzt haltbar.