Wohnfläche vs. Nutzfläche – Die Kernunterschiede
Die Begriffe Wohnfläche und Nutzfläche sind in der Immobilienbewertung und -planung von großer Bedeutung, da sie verschiedene Bereiche eines Gebäudes umfassen.
Wohnfläche:
Wohnfläche beinhaltet alle Räume, die hauptsächlich zu Wohnzwecken dienen, wie:
- Wohnzimmer
- Schlafzimmer
- Küche
- Badezimmer
- Flur innerhalb des Wohnbereichs
- Abstellräume innerhalb der Wohnung
Die Messung erfolgt gemäß der Wohnflächenverordnung (WoFIV) unter Berücksichtigung spezifischer Vorgaben, wie Deckenhöhen. Balkone, Terrassen und Wintergärten werden je nach Ausstattung und Nutzung anteilig auf die Wohnfläche angerechnet.
Nutzfläche:
Nutzfläche umfasst alle Flächen des Gebäudes, die für verschiedene Zwecke genutzt werden können, egal ob bewohnt oder nicht. Die Nutzfläche ist in sieben Kategorien nach DIN 277 unterteilt:
- Wohnen und Aufenthalt (z.B. Wohnzimmer, Schlafzimmer)
- Büroarbeit (z.B. Büros, Besprechungsräume)
- Produktion und Handarbeit (z.B. Werkhallen, Küchen)
- Lagern und Verteilen (z.B. Lager- und Verkaufsräume)
- Bildung und Kultur (z.B. Unterrichts- und Sporträume)
- Heilen und Pflegen (z.B. Behandlungsräume)
- Sonstige Nutzflächen (z.B. Sanitär- und Abstellräume)
Im Gegensatz zur Wohnfläche schließt die Nutzfläche auch Bereiche wie Keller, Garagen und Abstellräume außerhalb der Wohnung ein, wobei die Deckenhöhe keine Rolle spielt.
Kernunterschiede:
Wohnflächen sind immer auch Nutzflächen, aber Nutzflächen umfassen mehr Quadratmeter, da sie alle nutzbaren Räume beinhalten. Dies ist besonders relevant für Miet- und Kaufpreisberechnungen sowie für die Wertermittlung einer Immobilie. Während die Wohnfläche nur die bewohnbaren Räume erfasst, inkludiert die Nutzfläche alle funktionalen Bereiche eines Gebäudes.
Berechnung der Wohnfläche nach WoFIV
Seit 2004 legt die Wohnflächenverordnung (WoFIV) fest, wie die Wohnfläche einer Immobilie genau zu berechnen ist.
1. Voll anrechenbare Flächen:
- Wohnräume wie Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad.
- Flure und Abstellräume innerhalb der Wohnung.
2. Teilweise anrechenbare Flächen:
- Flächen mit Dachschrägen: Bei einer Höhe von über zwei Metern werden sie voll, bei Höhen zwischen einem und zwei Metern zur Hälfte angerechnet.
- Außenelemente wie Balkone und Terrassen: Diese werden je nach Ausstattung und Nutzung zu 25 bis 50 Prozent angerechnet.
3. Nicht anrechenbare Flächen:
- Hausflure außerhalb der Wohnung, Keller- und Waschräume, Heizungsräume und Garagen.
- Abstellräume außerhalb der Wohnbereiche.
Die Deckenhöhe spielt eine wesentliche Rolle: Räume mit einer Höhe von unter einem Meter werden nicht zur Wohnfläche gezählt.
Berechnung der Wohnfläche nach DIN 277
Die DIN 277 bietet eine umfassende Methode zur Berechnung von Grundflächen und Rauminhalten in der Bauplanung. Im Gegensatz zur WoFIV werden hierbei alle Bodenflächen eines Gebäudes einbezogen, unabhängig von ihrer Nutzung.
Vorgehensweise zur Berechnung
1. Bestimmung der Grundfläche: Messen Sie die Grundfläche aller Räume von Wand zu Wand, einschließlich Dachböden und Keller.
2. Kategorien der Flächen:
- Nutzflächen: Flächen, die einem bestimmten Zweck dienen, wie Wohn- und Schlafräume, Büros und Lagerräume.
- Verkehrsflächen: Flure, Treppenhäuser, Eingangsbereiche.
- Funktionsflächen: Bereiche für betriebs- oder haustechnische Anlagen.
Wichtige Unterschiede zur WoFIV
- Deckenhöhe irrelevant: Alle Flächen werden voll angerechnet.
- Außenflächen: Balkone, Terrassen und Loggien werden vollständig zur Wohnfläche gezählt.
- Zusätzlich einbezogene Räume: Auch Kellerräume und Waschküchen werden berücksichtigt.
Durch die Anwendung der DIN 277 erhalten Sie eine umfassendere Wohnfläche, was insbesondere bei der Immobilienbewertung nützlich sein kann.
Berechnung der Nutzfläche nach DIN 277
Die Berechnung der Nutzfläche nach DIN 277 erfolgt auf Grundlage der Raumflächen, unabhängig von der Deckenhöhe.
Kategorien der Nutzfläche
Die DIN 277 klassifiziert die Nutzfläche in sieben spezifische Kategorien:
- Wohnen und Aufenthalt
- Büroarbeit
- Produktion, Hand- und Maschinenarbeit, Experimente
- Lagern, Verteilen, Verkaufen
- Bildung, Unterricht, Kultur
- Heilen und Pflegen
- Sonstige Nutzflächen
Berechnungsschritte
Messen und notieren Sie die Quadratmeteranzahl aller relevanten Räume und addieren Sie diese Flächen:
- Messen Sie präzise die Längen- und Breitenmaße der Räume.
- Berechnen Sie die Grundfläche jedes Raums.
- Addieren Sie die Flächen aller nutzbaren Räume, um die Gesamtnutzfläche zu ermitteln.
Diese detaillierte Methode ermöglicht eine präzise Nutzflächenangabe.
Einfluss der Nutzfläche auf den Immobilienwert
Die Nutzfläche kann den Wert einer Immobilie erheblich beeinflussen. Wohnfläche steht oft im Vordergrund, jedoch bietet die Nutzfläche zusätzliches Potenzial.
Gründe für die Wertsteigerung durch Nutzfläche
- Zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten: Ein ausgebauter Dachboden oder ein trockener Keller bieten attraktive Nutzungsmöglichkeiten.
- Flexibilität: Keller, Abstellräume oder Garagen können vielseitig genutzt werden.
- Erweiterung des Komforts: Mehr Platz und Funktionalität verbessern das Wohnerlebnis.
- Umwandlungspotenzial: Nutzflächen können unter Umständen in Wohnflächen umgewandelt werden.
Bedeutung der genauen Flächenberechnung
Eine präzise Berechnung der Nutzfläche ist wichtig für die korrekte Einschätzung des Immobilienwertes. Falsche Angaben können zu einer Unter- oder Überbewertung führen. Selbst wenn Nutzflächen nicht offiziell zur Wohnfläche zählen, bieten sie dennoch einen erheblichen Mehrwert und können den Immobilienwert signifikant erhöhen.